L’Innocent Frankreich 2022 – 100min.

Filmkritik

Raubüberfall auf französische Art

Filmkritik: Maxime Maynard

Ein fünftes Mal nimmt Louis Garrel auf dem Regiestuhl Platz, um einen neuen Spielfilm mit einem spannenden Genremix zu liefern.

Sylvie (Anouk Grinberg), Leiterin eines Theaterworkshops in einer Strafvollzugsanstalt, ist verliebt. Die 60-Jährige hat ihr Glück endlich in den Armen eines der Häftlinge gefunden: Michel (Roschdy Zem). Sehr schnell heiratet das Paar und plant, gemeinsam einen Blumenladen zu eröffnen. Doch Sylvies Sohn Abel (Louis Garrel) teilt diese Euphorie nicht, da er um die Sicherheit seiner Mutter fürchtet. Er beschliesst daher, die Aktivitäten seines neuen Schwiegervaters auszuspionieren.

Als Erbe einer gewissen Familientradition liebt Louis Garrel das Kino. Eine Liebe, die «L'innocent» in einer Vielzahl von Genres durchdringt. Familiendrama, Autorenkrimi, romantische Komödie: So sehr diese Variationen auch zermürben können, so sehr porträtieren sie sich selbst als zeitloses Filmvergnügen. So verströmt der Spielfilm den Duft vergangener Epochen, begleitet von einem Soundtrack mit angenehmen Vintage-Tönen.

Tatsächlich unterstreicht die Musik die dramatische Handlung mit den emotionalen Höhenflügen auf angenehme Weise mit nostalgisch geprägten Stücken. Ein brodelndes Gefühl, das von der Alchemie der Besetzung mit Sorgfalt gekocht wird. Denn auch wenn die Dialoge unverbindlich bleiben, überzeugt die Leidenschaft seiner Protagonisten, angeführt von einer fesselnden Noémie Merlant als überschwängliche beste Freundin.

Durch das Spielen mit dem Bildausschnitt versucht Louis Garrel, sich seinen Figuren so nah wie möglich zu nähern. Eine Inszenierung, die ein Gefühl der Klaustrophobie hervorrufen kann. Glücklicherweise erlauben es die Actionmomente der Kamera, den Raum mehr zu etablieren und hier und da Streitereien, Verfolgungsjagden und Abels Amateurbeschattungen durch die Lyoner Landschaft zu verfolgen, was zu einer Szenerie führt, die an alte Spionagefilme erinnert.

Auch wenn viele Szenen langatmig erscheinen, sorgt der natürliche und spontane Humor für Unterhaltung und einen erfrischenden Genremix. Und auch wenn eine zweite Sichtung notwendig erscheinen mag, um alle Facetten des Werks zu absorbieren, sorgt die perfekte Besetzung dafür, dass «L'innocent» sein Publikum verführt.

11.04.2024

3.5

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