Los Reyes del Mundo Kolumbien, Frankreich, Luxemburg, Mexiko, Norwegen 2022 – 104min.

Filmkritik

Eine grossartige Initiationsreise vor der Kulisse Lateinamerikas

Filmkritik: Maxime Maynard

«Los Reyes Del Mundo», der neue Film der Regisseurin Laura Mora Ortega, erzählt die berührende Geschichte von fünf jungen Ausgestossenen, die durch die wunderschöne kolumbianische Landschaft reisen.

Culebro, Sere, Winny, Nano und Rá sind zwischen 12 und 19 Jahre alt und leben gemeinsam auf den Strassen von Medellín. Obwohl sie allein in der Stadt sind, helfen sie sich gegenseitig und betrachten sich als Brüder. Von der Gesellschaft verstossen, schöpfen sie durch die Ankunft eines Briefes wieder etwas Hoffnung. Dieser Brief informiert Rá über die Möglichkeit, das Land seiner Grossmutter zu beanspruchen, von dem die Paramilitärs seine Familie vor einigen Jahren vertrieben hatten. Trotz aller Gefahren macht sich die kleine Gruppe auf den Weg quer durch das Land.

Laura Mora Ortega, die beim Drehbuch von Maria Camila Arias unterstützt wurde, präsentiert ihren zweiten Spielfilm, der beim Zurich Film Festival und beim San Sebastian Film Festival ausgezeichnet wurde. Die Reise der fünf "Reyes Del Mundo" (Könige der Welt) ist eine manchmal verstörende, oft traumhafte Odyssee, die sowohl gefährliche als auch freundschaftliche Begegnungen mit den unterschiedlichsten Gemeinschaften des Landes mit sich bringt. Furchterregende Paramilitärs, charmante ältere Prostituierte und ein rätselhafter Einsiedler sind die Begegnungen einer Initiationsgeschichte, die die Protagonisten nach und nach verändern.

Von den ersten Sekunden an und dem träumerischen Auftauchen eines weissen Pferdes in den Straßen von Medellín besticht die zarte und sorgfältig gestaltete Ästhetik. Der Film ist visuell überwältigend. Die Landschaften, der Aufbau der Einstellungen oder auch die schillernden Farben: Die Kameraarbeit von David Gallego überzeugt in jeder Szene. Der auf den ersten Blick dekonstruierte Soundtrack von Leonardo Heiblum und Alexis Ruiz vibriert im Rhythmus der Gewalt und der Zerstörung, die die Protagonisten verfolgt, um schließlich sanft in die Momente der Poesie und der melancholischen Selbstreflexion zu gleiten.

Obwohl der Initiations-Roadtrip dieser fünf Jungen nicht einfach ist, wird er durch die verblüffend natürlichen Leistungen der fünf jungen Schauspieler, von denen die meisten ihr Leinwanddebüt geben, grandios auf die Leinwand gebracht. Weit entfernt von einer simplen Darstellung leben sie jede Sekunde des Lebens ihrer Figuren mit grosser Intensität. Eine magische Besetzung, die das Publikum in ein markantes und erschütterndes Drama entführt.

31.07.2023

4

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Kommentare

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Yvo Wueest

vor einem Jahr

Vorne reichlich Macho-Gehabe, doch hinter der Fassade ... viel Verletzlichkeit. Beeindruckend, wie die Regisseurin Laura Mora die Gruppe männlicher Hauptdarsteller zeichnet. Die immer wieder Rückweisung, Gewalt und Verletzung(en) erleiden. So wie bereits viele Vorfahren, im schönen, vielfältigen Kolumbien. Einem Land mit Menschen, reich an Erfahrungen mit Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung. Weil ich im Sommer das Glück und Privileg hatte, Kolumbien nach 26 Jahren Abwesenheit erneut zu besuchen, berührte mich der Film besonders. Mein Tipp: Unbedingt den Film anschauen und bald darauf das Land und diese Gesellschaft im Aufbruch besuchen.Mehr anzeigen


thomasmarkus

vor einem Jahr

Wann verlier ich wen aus dem Blick? Grosse Lebensfreude, tiefe Freundschaft, traurige Welt.


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