Something You Said Last Night Kanada, Schweiz 2022 – 96min.
Filmkritik
Die leisen Misstöne heiterer Sommerferientage
Die Mittzwanzigerin Ren fährt mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester für einige Tage in den Strandurlaub. Selten wird die Transgender-Thematik auf Leinwand so alltagsnah und selbstverständlich abgehandelt, wie in diesem klugen und zärtlichen Spielfilmerstling der Kanada-Italienerin Luis de Filippis.
Ren, Mitte zwanzig und trans, macht mit ihrer Familie Urlaub in einem Ferienressort an einem See. Man verbringt die Tage am Strand, die Hitze macht träge und zunehmend gereizt. Die Schwester stürzt sich in eine Affäre. Ren aber bemüht sich um ihre Eltern und hofft, diesen bei Gelegenheit beizubringen, was sie belastet: Dass sie, die vor einiger Zeit bereits von zuhause ausgezogen ist, ihren Job verloren hat, Schriftstellerin werden möchte und künftig wieder auf elterliche Unterstützung angewiesen ist.
Familienkonstruktionen zeigen sich nie deutlicher als an Feiertagen und in Ferien. Das ist offensichtlich auch Luis de Filippis bewusst, die in ihrem Regiedebüt eine arbeitslose junge Transfrau mit ihrer Familie in den Urlaub schickt.
Die Anreise im Auto dauert lange, die gemeinsam verbrachten Tage reihen sich nahezu ereignislos aneinander. Das gibt de Filippis Raum zu zeigen, worum es ihr geht: den Alltag, die Normalität. Die Vertrautheit der Schwestern. Die angespannte Beziehung des sich locker gebenden Vaters und der überbesorgten Mutter, die selbst im Urlaub alles im Griff zu haben versucht. Die Gesten und Bemerkungen, anhand derer sich die Befindlichkeit der Familie manifestiert.
Ganz nebenbei erzählt de Filippis, was ihr am Herzen liegt: Die Lebensrealität einer Transfrau, die im Kreis ihrer Familie akzeptiert ist, deren Erscheinung ausserhalb aber immer wieder auch irritiert. De Filippis hat ihren Film sehr behutsam inszeniert. Ren wird in ihrer ersten Filmrolle beeindruckend gespielt von Carmen Madonia.
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