The Menu USA 2022 – 117min.
Filmkritik
Verschluckungsgefahr!
Bei Chefkoch Slowik ist das Menu in allen Einzelheiten durchgeplant. Seine Gäste müssen sich auf das Experiment einlassen. Hier gilt die Devise, dass der Kunde König sei, nur bedingt. Am Ende ist die Frage nicht, ob jemand hungrig nach Hause gehen wird, sondern ob überhaupt.
Das exklusive Restaurant des Chefkochs Slowik (Ralph Fiennes) liegt idyllisch auf einer Insel. Wer in den Genuss seiner gefeierten Küche kommen will, muss einen gewissen Aufwand betreiben. Deswegen macht sich also auch eine Gruppe offensichtlich wohlhabender Gäste, zu denen drei schnöselige Banker (Arturo Castro, Mark St. Cyr, Rob Yang), ein affektierter Schauspieler (John Leguizamo), eine blasierte Gourmetkritikerin (Janet McTeer) mit ihrem ja-sagenden Lakai (Paul Adelstein) und ein grauhaariger Politiker (Reed Birney) mit Ehefrau (Judith Light) gehören, mit einem Motorboot auf den Weg. Von ihrer eigenen Wichtigkeit und ihrem VIP-Status überzeugt, stolzieren sie bei der Ankunft auf der Reling und freuen sich auf die würdige Begrüssung.
Von Anfang an stechen zwei Personen heraus. Der eine ist Tyler (Nicholas Hoult), der nervös wie ein Schuljunge sich auf die Begegnung mit dem Chefkoch freut und eine schon fast manische Verehrung für diesen hegt. Als Kontrast zu ihm fungiert die elegante und leicht skeptisch blickende Margot (Anya Taylor-Joy), die er als Begleitung mitgenommen hat. Bei der Anmeldung kommt es zu einer ersten Irritation, denn Margot steht nicht auf der Gästeliste. Der Grund dafür: Tyler hatte musste umdisponieren, nachdem er sich in der Zwischenzeit von seiner Freundin getrennt hatte. Margots Anwesenheit wird aber in der Folge den Verlauf des ganzen Abends auf den Kopf stellen.
Mark Mylods Sozialsatire mit Horrorfilmelementen ist eines dieser Werke, die über eine so fein abgestimmte, wendungsreiche Handlung verfügen, dass man in ihrer Beschreibung schnell zu viel verraten würde. Meisterlich gelingt es dem britischen Regisseur, der sich bisher vor allem mit Serienformaten, darunter keinen geringeren als «Shameless» und «Game of Thrones», einen Namen gemacht hat, eine bedrohliche Stimmung zu erzeugen, ohne sonderlich viele Spezialeffekte aufzufahren. Ganz im Gegenteil kommt «The Menu» mit erstaunlich reduzierten Mitteln zurecht. Das spiegelt sich in erster Linie darin, das die Handlung fast ausschliesslich im einen Restaurantraum mit angehängter offener Küche abspielt.
Die grosse Stärke des Films liegt in der präzisen Inszenierung, die visuell aus der Ästhetik der Gastronomie schöpft, was sich durch die Orientierung an klaren Formen und Farben zeigt. Auch die Strukturierung und der Rhythmus der Geschichte lehnt sich an Abläufe aus der Küche an. Dies dient alles dazu, sich über die hochgradig ritualisierte und teilweise künstlich überhöhte Welt der Haute Cuisine nach dem französischen Vorbild zu mokieren. Auch wenn die einzelnen Charaktere recht klischiert beschrieben werden, sind sie dennoch realitätsnah gezeichnet, weswegen sie für die meisten Identifikationspotential bieten. Der Mikrokosmos Restaurant wird zum Spiegel unserer Gesellschaft mit ihrer Oberflächlichkeit, ihrer Tendenz zum (willkürlichen) Geniekult und einer am Geld orientierten Sozialordnung.
Von der kritischen Relevanz des Stoffes abgesehen bietet «The Menu» einfach auch spannende Unterhaltung, die sich aus dem schwarzen Humor des Drehbuchs ergibt und an der durchgängig überzeugenden schauspielerischen Leistung des umfangreichen Ensembles liegt. Dabei heben sich Anya Taylor-Joy als Margot mit ihrer kühlen, kontrollierten Art und Nicholas Hoult mit seinem fanatischen, geltungssüchtigen Verhalten noch zusätzlich von den anderen ab.
Dein Film-Rating
Kommentare
Langweilig und richtig schlecht! Vor allem das Ende war komisch! Eher eine Darstellung der Gewaltverherrlichung der Elite.
Pseudo-intelektueller Film ohne Message, Inhalt und Hintergrundgeschichten! Eine riesige Enttäuschung, die aber scheinbar das einfache Publikum anzusprechen vermag! Ein Stern für die ‚tolle‘ Idee mit den Marshmellows…
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