Banel & Adama Frankreich, Mali, Senegal 2023 – 87min.

Filmkritik

Zwischen moderner Liebe und Traditionen

Filmkritik: Kilian Junker

Der erste Film der französisch-senegalesischen Regisseurin Ramata-Toulaye Sy, «Banel & Adama», ist eine feministische Neuinterpretation von Erzählungen aus Subsahara-Afrika mit einem Hauch griechischer Mythologie.

Banel und Adama graben jeden Tag um versandete Hütten herum und träumen von ihrer Unabhängigkeit in diesen Hütten abseits des Dorfes, ihrer Familien und der überwältigenden Traditionen, die sie umgeben. Doch diese emanzipatorischen Wünsche, die mit den jahrhundertealten Sitten ihrer Vorfahren brechen, werden von ihrer Umgebung mit Missachtung gestraft. Als eine Dürre über ihre kleine Gemeinschaft hereinbricht, scheint die ersehnte Befreiung nur noch ein Wunschdenken zu sein und stellt eine Liebe auf die Probe, die unzerstörbar schien.

Die 36-jährige Ramata-Toulaye Sy hat sich mit ihrem ersten Film im offiziellen Wettbewerb des GIFFs 2023 um die Goldene Palme beworben. So jung für den höchsten Filmpreis ausgewählt zu werden, zeugt von dem Talent der französisch-senegalesischen Regisseurin, das sie in diesem ambitionierten Spielfilm voll und ganz einfliessen lässt. Sie dreht mit überzeugenden Laiendarstellern und Dialogen ausschliesslich in Pulaar (einer Variante der westafrikanischen Sprache Fulan).

Dieser Spielfilm ist zweifellos mit dem kürzlich erschienenen sudanesischen Film «Le Barrage» von Ali Cherri zu vergleichen. Die beiden Filme teilen einen ruhigen Ablauf, einen scharfen Sinn für den Filmaufbau und die Wahl einer stark metaphorischen Erzählung mit einem Hauch von Fantasy. «Banel & Adama» weist ausserdem eine besonders intensive Bildsprache auf, die sich durch die Arbeit mit Farbtönen und einer langsamen Entsättigung im Laufe des Films auszeichnet. Auch wenn der Film noch an Tiefe gewinnen könnte, indem er das Leben seines Hauptpaares noch stärker in den Mittelpunkt rückt, ist er dennoch ein grossartiges emanzipatorisches Werk und eine feministische Erzählung, wie man sie sich öfter im Kino wünscht.

18.03.2024

3.5

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