Mit dem Begriff Tradition verbinden wir oft Altbewährtes, vielleicht auch etwas staubige Rituale. In diesem Dokumentarfilm hinterfragt der Appenzeller Meinrad Koch die starren Bräuche seiner Heimat und entdeckt, dass ihn das Jodeln mit anderen Kulturen dieser Welt verbindet.

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Meinrad Koch ist tief in den Appenzeller Bräuchen verwurzelt. Aufgewachsen auf dem Bauernhof seiner Eltern ist er heute musikalischer Leiter des Hitziger Appenzeller Chors, der nicht nur Jodelmusik, sondern auch Rap und sozialkritische Lieder im Repertoire hat. Sein Drang, mit den Konventionen zu brechen, bringt ihm aber auch Kritik ein. Im Austausch mit Sängerinnen im norwegischen Sàpmi, dem früheren Lappland, und Georgien sucht er nach seiner eigenen Definition von Tradition.

Lea Hagmann und Rahel von Gunten haben mit «Beyond Tradition» einen geschmackvollen Film geschaffen, der uns in die Klangwelt dreier Kulturen entführt. Wenn Meinrad in einer georgischen Chorschule jodelt, stimmen die Schüler gleich mit ein und illustrieren, wie sehr Musik und Gesang die Menschen verbindet. Thomas Rickenmanns Bildsprache zeigt dabei die Gegensätze zwischen harmonischer Musik und ihrer Realität auf. Der Jugendchor gedeiht inmitten von Betonlandschaften. Die abgetakelten Übungsräume machen Missstände deutlich, ohne dass Georgiens politische Landschaft thematisiert wird.

Im Norden Norwegens singt Marja Mortensson über den Verlust ihrer Kultur und die Einsamkeit, die sie als eine der letzten Sami empfindet. Als sie Meinrad fragt, was die Klänge bedeuten, die er beim Jodeln macht, hält er erstaunlicherweise keine gute Antwort bereit. Trotzdem ist der Moment passend – denn die Stärke dieses Films liegt nicht im Wort. Wie Marja es beschreibt: Die Musik beginnt da, wo die Worte enden.