La Voie royale Frankreich, Schweiz 2023 – 107min.
Filmkritik
Mauerblümchen und die Wissenschaft
Frédéric Mermoud kehrt mit seinem dritten Spielfilm zurück und zeigt die Reise einer jungen Bewerberin für die renommierten Hochschulen in Frankreich.
Sophie Vasseur (Suzanne Jouannet) stammt aus einer Familie von Viehzüchtern. Vor dem Abitur schlägt ihr ein Lehrer vor, ihr Talent zu nutzen und statt einer Berufsschule eine Vorbereitungsschule für eine akademische Laufbahn zu besuchen. Als junge, introvertierte Frau mit Stipendium taucht sie in diese raue, bürgerliche und vorwiegend männliche Institution ein, in der sich Spitzenleistungen und der Ehrgeiz ihrer macht- und geldgierigen Mitmenschen vermischen. Währenddessen kämpft ihre Familie um einen Zuschuss und die Rettung des Hofes, und ihr Bruder ist als Aktivist der Gelbwestenbewegung aktiv.
Nach «Complices» und «Moka» kehrt der Filmemacher Frédéric Mermoud nun mit «La Voie Royale» zurück auf die Leinwand. Ein symbolträchtiger Film, der das Prestige und auch die Gewalt der neoliberalen Pfade beschwört, die für die Elite in Frankreich vorgezeichnet sind. Suzanne Jouannet spielt Sophie Vasseur, eine brillante Schülerin mit einem exzellenten Notenschnitt; eine Hochbegabte, die für eine grosse Zukunft prädestiniert ist, wenn sie sich bereit erklärt, in die renommierte Vorbereitungsschule dieses Lyoner Gymnasiums einzutreten. Doch sobald sie in der Höhle der zukünftigen Elite Frankreichs angekommen ist, werden ihre Noten durch die Strenge des Unterrichts und das elitäre Umfeld in den Keller gedrückt. Die junge Frau ist am Boden zerstört.
Eine Mischung aus «Hippocrate» und «The Riot Club». Wenn diese grossen Institutionen – und ihre berühmten Absolvent:innen - ein paar Seitenhiebe verdienen, versucht «La Voie Royale» auf seine ganz eigene Weise, einige davon zu verteilen. So fragwürdig der Kontext dieser Vorbereitungsklassen auch sein mag, er dient vor allem als Rahmen für diese Geschichte, die von der talentierten Suzanne Jouannet (2021 in «Les Choses Humaines - Menschliche Dinge») getragen wird, denn hier geht es vor allem darum, von der Widerstandsfähigkeit ihrer Figur zu erzählen.
Von der Krise an der Universität über Selbstverleugnung, Leistungsdruck, Probleme mit der Herkunft, Schwesternschaft, Identitätssuche, Emanzipation, Klassenkampf (vor dem brennenden Hintergrund der Gelbwestenkrise) bis hin zu einem Nebensatz über Polizeigewalt hat «La Voie Royale» viel zu sagen – mit dem Ergebnis, dass der Film die Schwächen seiner Themenvielfalt erkennen lässt. Durch den Versuch, der Protagonistin zu viel Substanz und Gefühl zu verleihen, verzettelt sich die Erzählung etwas und untersucht die Themen, mit denen sie sich auseinandersetzt, nur an der Oberfläche. Selbst die Nebenhandlung, die mit der Figur Marie Colomb - einer brillanten Nachbarin, mit der Sophie zusammenarbeitet - begonnen hat, wird zugunsten einer Romanze abgebrochen.
Bis der Vorhang fällt, liefert «La Voie royale» wahrscheinlich mehr Anregungen, als dass er tatsächlich Perspektiven aufzeigt. Dieser Film, der seiner Protagonistin, ihren Entscheidungen und ihrem Werdegang letztlich wohlwollend gegenübersteht und die Türen zu diesem hermetischen Milieu öffnet, regt auf jeden Fall zum Diskutieren an. Zweifellos fehlen aber eine individuellere Dynamik und eine straffere Erzählweise, um etwas wirklich Bewegendes, vielleicht sogar Radikales zu schaffen. Es bleibt dennoch eine gelungene Geschichte über Lernen und Entwicklung mit einer guten Besetzung.
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Kommentare
Der Film ist sehr gelungen und bietet spannende Einblicke in die Familienverhältnisse und den Leistungsdruck, der auf der jungen Sophie lastet.
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