CH.FILM

Ricardo und die Malerei Frankreich, Schweiz 2023 – 106min.

Filmkritik

Mosaik einer Freundschaft

Filmkritik: Laurine Chiarini

«Ricardo und die Malerei» ist das Ergebnis einer 40-jährigen Freundschaft – und zeichnet das Porträt eines Mannes und seines Werks. Mit grosser Sachkenntnis, einer durchdachten Geradlinigkeit und vorbehaltloser Offenheit zeigt sich der Maler Ricardo Cavallo vor den Kameras.

Der Schweizer Barbet Schroeder filmt Ricardo Cavallo – einen Maler, aber in erster Linie einen Freund, den er schon seit 40 Jahren kennt. Der in Argentinien geborene Künstler, der sich für die Geschichte der Malerei interessiert und sie gerne weitergeben möchte, offenbart sich dabei grosszügig vor der Kamera. Über ein einfaches Porträt hinaus erzählt der Film die Geschichte einer langen Freundschaft.

«Aktiv bleiben, das konserviert!»: Im Publikum des Filmfestivals von Locarno, wo der Film seine Premiere feierte, überschlugen sich die positiven Reaktionen – insbesondere die Altersgenossen des Filmemachers und des Malers (die 1941 beziehungsweise 1954 geboren wurden) zeigten sich beeindruckt. Um den besten Blick auf die unglaublich bunten Steinene am Eingang der Höhle von Saint-Jean-du-Doigt zu haben, scheute der Maler keine Mühen: In Fischerkleidung, mit Staffelei und Ausrüstung auf dem Rücken, kletterte er über Felshügel und durchquerte in knietiefen Wassern fröhlich die Bucht.

Manche Menschen bieten Stoff für mindestens einen Film. Bei Ricardo Cavallo gilt das auf jeden Fall – seine Malerei ist nur der Ausgangspunkt für eine viel grössere, menschliche Dimension. Da Freundschaft von zwei Menschen ausgeht, ist es nur natürlich, dass auch Barbet Schroeder vor die Kamera tritt und den Gegenpart der Beziehung liefert, die auf Respekt und Bewunderung beruht. Die kleinen "Fehler", als die TechnikerInnen oder die Kamerafrau plötzlich zu sehen sind, werden zu glücklichen Umständen: Unvorhergesehene, aber willkommene Momente, wie der Regisseur erklärt. Bei dem Projekt soll sich das ganze Team wohlfühlen.

Das Renommee eines Künstlers lässt sich nur bedingt auf Auktionen messen: Ricardo Cavallo hat eine Fan-Gemeinde, die ihre Begeisterung an die jüngere Generation weitergegeben – ein Publikum, das ihm sehr am Herzen liegt. Ricardo hatte sich in der Bretagne niedergelassen und dort eine kostenlose Schule eröffnet, die für alle zugänglich sein soll. Viele seiner jungen SchülerInnen sind im Film zu sehen. Es wird deutlich, wie sehr Cavallo daran interessiert ist, seine Leidenschaft und sein Wissen mit unendlicher Geduld weiterzugeben. Seine ansteckende Begeisterung läuft im Blick zusammen: Der Blick des Künstlers, der die Welt um sich herum malt, und der Blick des Menschen, der wohlwollend auf seine Mitmenschen schaut.

27.11.2023

3

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