Scrapper Grossbritannien 2023 – 84min.
Filmkritik
Versteckspiel mit der Realität
Ein elfjähriges Mädchen lebt in einer Sozialwohnsiedlung in einem Aussenquartier von London. Der Blondschopf ist weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen. Weil Georgie weiss, dass das Jugendamt sie in eine Einrichtung überführen würde wenn bekannt wäre, dass sie seit dem Tod ihrer Mutter alleine lebt, hat sie eine Reihe von Ablenkungsmanövern installiert.
So gab sie beispielsweise an, dass sich ihr Onkel um sie kümmere. Dass die Sozialarbeiterin bei dessen angeblichem Namen Winston Churchill nicht stutzig geworden ist, bleibt ein Rätsel. Für die Kontrollanrufe des Jugendamts ist Georgie gewappnet. Sie hat den Mitarbeiter eines Krämerladens in der Siedlung gebeten, verschiedene Sätze auf Band aufzusprechen. Diese spielt sie während der Telefonate geschickt an der richtigen Stelle ab.
Die ganze Vorgeschichte des Films ist äusserst dicht und präzise inszeniert. Die Dialoge sind humorvoll und auch auf dem Niveau der Protagonistin. Die Freundschaft, die sie mit dem gleichaltrigen Ali verbindet, zeichnet das Drehbuch ebenfalls einfühlsam. Doch ab der zweiten Hälfte des Films, als Georgies verschollener Vater (souveräne von Harris Dickinson, der zuletzt in «Triangle of Sadness» zu sehen war) erscheint und sich um das Mädchen kümmern will, wird die restliche Handlung leicht voraussehbar.
Formal bemüht sich der Film mit gestellten Interviewsequenzen, in denen verschiedene Figuren aus Georgies Umfeld zu Wort kommen, um eine Auflockerung der Gesamtstruktur. Das gelingt auch, doch dieses Stilmittel kennt man ebenfalls bereits aus einigen Vorgängerfilmen.
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