Sparta Österreich, Frankreich, Deutschland 2022 – 101min.
Filmkritik
Kampf gegen den pädophilen Trieb
Ein pädophiler Österreicher wirbt in der rumänischen Provinz Buben an, um sie in einer Judoschule zu unterrichten: Ulrich Seidl provoziert und verstört mit einem ambivalenten Blick auf seinen zwiespältigen Protagonisten.
Ingenieur Ewald (Georg Friedrich) hat es von Österreich nach Rumänien verschlagen. Dort hat er auch eine Partnerin gefunden, die ihn heiraten möchte. Doch Ewald fühlt sich stärker zu Kindern hingezogen. Nutzt er zunächst eine Schneeballschlacht, um sich ihnen körperlich zu nähern, mietet er bald eine leer stehende Schule, in der er eine Judoschule für Buben einrichtet. Zur Festung baut er diese «Sparta» genannte Anlage aus, auf die die Väter der Kinder voller Zorn blicken. Spürbar wird sein Begehren, wenn er die Buben filmt, doch zu körperlichem Kontakt kommt es kaum, denn Ewald kämpft gegen seinen Trieb.
Schon vor der Premiere sorgte Ulrich Seidls neuer Film, der zusammen mit Rimini ein Diptychon bildet, im letzten August mit Vorwürfen wegen mangelnder Information der Eltern der jugendlichen Laienschauspieler über den Inhalt des Films sowie der Ausbeutung der Kinder bei den Dreharbeiten für mediales Aufsehen. Wie viel an den Vorwürfen wahr ist, lässt sich anhand des Films nicht beurteilen.
Schien Seidl zuletzt mit dem Porträt eines abgehalfterten Schlagersängers in Rimini milder zu werden, so schlägt er in Sparta wieder deutlich härtere und quälendere Töne an. Leicht macht es der Österreicher dem Publikum mit seinem von Georg Friedrich konzentriert gespielten Mittvierziger dabei nicht, denn er wird nicht als Täter, sondern als Getriebener gezeichnet, der verzweifelt versucht, sein pädophiles Verlangen zu unterdrücken. – Anfreunden kann und will man sich mit diesem zerrissenen Protagonisten aber dennoch nicht, doch durch die Widersprüche, die ausgelöst werden, wirkt dieses kompromisslose Drama lange nach.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung