The Boogeyman USA 2023 – 99min.

Filmkritik

Der Horror des Traumas

Maria Engler
Filmkritik: Maria Engler

Der miserabel betitelte «The Boogeyman» beruht auf einer Kurzgeschichte von Horror-Meister Stephen King und bietet Gänsehaut vom Feinsten. Ohne das Rad neu zu erfinden, bietet der Film nicht nur handfeste Schreckmomente, sondern auch eine mitreissende Handlung und echte Familiendramen.

Die Familie Harper ist erschüttert. Erst vor wenigen Wochen kam bei einem Unfall die Mutter von Sadie (Sophie Thatcher) und Sawyer (Vivien Lyra Blair) ums Leben, der Vater Will (Chris Messina) ist mit der Situation völlig überfordert. Nachdem sich eines Tages ein Patient von Will, der als Therapeut tätig ist, im Haus der Familie umbringt, manifestiert sich eine unheimliche Präsenz. Nicht nur die kleine Sawyer, auch die Teenagerin Sadie werden von dem Wesen verfolgt. Da den beiden niemand glaubt, macht sich Sadie selbst auf die Suche nach einem Gegenmittel gegen die immer bedrohlichere Monstrosität in ihrem Haus.

Das Schlechteste an «The Boogeyman» ist der Titel – der wirkt leider so plump und abschreckend, dass automatisch ein völlig falsches Bild des Horrorfilms entsteht. Anstatt mit einem gruseligen Schreckgespenst aus Kinderträumen haben wir es hier nämlich mit einer handfesten und wahrhaft erschreckenden Manifestation von Trauma, und der Angst vor Einsamkeit zu tun.

Regisseur Rob Savage («Host») bedient sich dabei bekannter Mechanismen des Horrorfilms, gibt aber gerade so viel Neues hinzu, dass sie zu erschrecken vermögen. Die zahlreichen Jump Scares in «The Boogeyman» funktionieren deshalb so gut, weil Erwartetes mit Unerwartetem gemischt wird. So weiss das Publikum nie so ganz, was passieren wird – oder doch? Oder doch nicht!? Im ästhetischen Zentrum steht die bedrohlich offene Tür des furchtbar dunklen Kleiderschranks und die immer näher kriechende Dunkelheit im Allgemeinen.

Auch das bedrohliche Wesen bleibt bis fast zum Schluss ein Mysterium – was den Schrecken deutlich erhöht. Die Enthüllung der Kreatur führt aber nicht zwingend zur Entspannung – das Design des Monsters hält noch einige unangenehme Überraschungen bereit. Die vielen Fragezeichen rund um die Schrecken im Haus halten die Spannung permanent hoch – auch weil nie klar ist, wann der Spuk plötzlich wieder Einzug hält.

Obwohl auch die Geschichte an sich keine Neuheit ist, wird sie auf spannende Weise mit dem Horror verknüpft und bietet vor allem in Sadie eine Figur mit Tiefgang. Für sie beschränkt sich der Horror nicht nur auf das Monster in ihrem Haus, sondern manifestiert sich vor allem in der Trauer um ihre Mutter, der Abkehr ihrer Freundinnen, der Sorge um ihre Schwester und der Sprachlosigkeit ihres Vaters. Die Handlung rund um das Trauma innerhalb der Familie, die unüberwindbaren Sprachbarrieren und die Einsamkeit der Kinder verankert eine vielschichtige Gefühlswelt, die mitreisst und das wahre Drama erkennen lässt: den Horror des Traumas.

30.05.2023

4

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Kommentare

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maennele

vor einem Jahr

Ein dickes Minus an das ArenaKino in Basel!!!

Leider wird der Film immer -ausnahmslos- nur um 21:00 Uhr angeboten; nicht jeder hat dann Zeit!

Meine Anregung zum Einschieben von 1-2 Alternativzeiten für diesen und andere Filme wurde immerhin ‚zur Kenntnis‘ genommen!!!


as1960

vor einem Jahr

"The Boogeyman" geizt sehr mit Originalität. Total herkömmlicher Horror-Film der sich an den bewährten Rezepten bedient. Dass der Film doch noch ein bisschen funktioniert ist wohl Regie und Kameraführung zu verdanken. Es wird doch noch etwas aus einer bescheidenen Story herausgeholt. Ohne sie gelesen zu haben: Ich bin sehr sicher, dass die zugrundeliegende Kurzgeschichte von Stephen King besser ist.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor einem Jahr


liebster

vor einem Jahr

Solider Gruselfilm, nicht mehr, nicht weniger. Es wäre wünschenswert, wenn man im Trailer nicht zu viel vorneweg nimmt,


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