Tillsammans 99 Dänemark, Schweden 2023 – 115min.
Filmkritik
Melancholie und Frust statt Lebenslust
In «Tillsammans 99» lässt Lukas Moodysson die Mitglieder einer ehemaligen Aussteiger-WG bei einer Party unverhofft aufeinandertreffen. Sein Film ist so wiedersehensfreudig und erinnerungsträchtig wie jedes Ehemaligentreffen – zwischendurch aber auch genauso peinlich.
Klassen lädt zum 60. Geburtstag seines Wohnpartners als Überraschungsgäste die Personen ein, mit denen sie beide vor 24 Jahren eine WG gründeten. Der ersten Wiedersehensfreude folgen Gespräche über gemeinsam Erlebtes: Liebschaften und Reibereien und auch Diskussionen über früher vertretene Ideologien. Mit fortschreitender Stunde schleichen sich Misstöne in die Unterhaltung, wobei sich der Frust über nicht Erreichtes und geplatzte Hoffnungen mit der Melancholie über die Vergänglichkeit mischt.
2000 stellte Lukas Moodysson mit dem um die Anfänge einer Aussteiger-WG kreisenden «Together» einen seiner erfolgreichsten Filme vor. In «Tillsammans 99» spinnt er diese Geschichte fort. Wobei anstelle des früher beschwingten Idealismus die ernüchternde Realität von vergangenen 24 Jahren tritt, in denen man sich mehrheitlich auseinanderlebte.
«Tillsammans 99» sieht nach Dokfilm aus, ist allerdings Fiktion. Bis auf den von Jonas Karlsson gespielten Lasse standen dieselben Schauspieler:innen wie im Vorgängerfilm vor der Kamera. Thematisiert wird, was Ehemaligentreffen grundsätzlich kennzeichnet: Erinnerungen und Ressentiments, Zwistigkeiten und Zerwürfnisse. Spannend ist einzig der Plot um die ungeklärte Vaterschaft eines WG-Kindes, die mehr als einer der anwesenden Männer für sich als möglich erachtet.
«Tillsammans 99» menschelt genauso wie sein Vorgänger, ist im Tonfall jedoch bitterer. Es scheint fast, als habe der Verdruss des Regisseurs über seine einst glänzend gestartete, aber weniger glänzend weitergeführte Karriere auf seine Protagonist:innen abgefärbt.
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