CH.FILM

White Flag Deutschland, Japan, Mongolei, Schweiz 2023 – 96min.

Filmkritik

Schlichte Inszenierung, grosse Wirkung

Michael Gasch
Filmkritik: Michael Gasch

«White Flag» erzählt die Geschichte zweier junger Frauen, die einen Neuanfang in der mongolischen Steppe wagen. Ein feinfühliges Portrait über Vergangenheitsbewältigung, Glückseligkeit und menschliches Zusammenfinden.

Der städtische Polizeidetektiv Zorig ermittelt in einer mongolischen Jurten-Siedlung den Fall eines vermissten Mannes und stösst dabei auf die jungen Frauen Saran und Naran, die behaupten, nichts zu wissen. Erst nach und nach findet er heraus, dass die beiden, die sich als Schwestern ausgeben, in Wahrheit ein Liebespaar und in den Mord an dem vermissten Mann verwickelt sind, als dieser versuchte, Saran zu vergewaltigen. Trotz seiner Pflichten als Ermittler beginnt Zorig eine leidenschaftliche Affäre mit Saran, was zu einem moralischen Dilemma führt.

Das bekannte Motto «Weniger ist mehr» hat sich schon bei einigen Filmproduktionen als richtig erwiesen und auch «White Flag» bildet keine Ausnahme. Fast hat es den Eindruck, dass der Schweizer Filmemacher Batbayar Chogsom das Kino neu denkt, wenn er bedeutungsschwangeren Bildern sowie Stereotypen (Helden wie Antihelden) eine Absage erteilt und sich stattdessen auf menschliche Unmittelbarkeit fokussiert.

Obgleich sich genug Western-Elemente finden lassen - das Verbrechen trifft auf die Verbrechensbekämpfung, das verletzliche Individuum auf den Drang, sich der Welt entgegenzustellen - gibt sich «White Flag» deutlich eigen- und selbstständiger in der gewählten Inszenierung. Wenig Elemente gibt es hier, die ablenken, wodurch sich die Aufmerksamkeit vollends auf die Zwischenmenschlichkeit konzentrieren kann.

Das heisst nicht, dass in «White Flag» keine Tiefgründigkeit steckt, ganz im Gegenteil. Der ausschlaggebende Punkt ist der, wie uns Chogsom das mongolische Nomadenleben näher bringt und welche Mittel er dafür nutzt. Gerade diese Verschmelzung aus Schlichtheit und wichtigen Themen über Menschlichkeit und Homosexualität tragen zu einer eindrucksvollen Faszination bei.

09.10.2024

4

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