Bob Marley: One Love USA 2024 – 107min.

Filmkritik

Zu viel gewollt

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

«Bob Marley: One Love» ist nur zum Teil die Lebensgeschichte des Reggae-Sängers. Vor allem konzentriert sich der Film auf die Jahre 1976 bis 1978 und zeigt nicht nur, wie Marley versuchte, für Frieden in seiner Heimat Jamaika zu sorgen, sondern mit seiner Band auch das Album entwickelte, das die Times zum Besten des 20. Jahrhunderts gekürt hat: «Exodus».

Jamaika steht kurz vor einem Bürgerkrieg. In den Strassen regiert die Gewalt. Bob Marley plant das Smile Concert, mit dem er versöhnen will und hofft, einen Prozess des Friedens in seiner Heimat anzustossen. Aber das ist leichter gesagt, als getan – und nach einem Anschlag auf sein Leben geht er nach London. Dort entwickelt er mit seiner Band das grösste Album seiner Karriere, mit der er der Welt eine Botschaft schicken will, die diese verändern soll. Doch das Schicksal hält eine böse Überraschung bereit.

«Bob Marley: One Love» ist ein gut gemeinter Film. Er stöhnt und ächzt jedoch unter der Last der Historie. Die politische Situation in Jamaika wird angerissen, aber das nur so peripher, dass das Publikum nie ein Gefühl dafür bekommt, wie die Situation so eskalieren konnte. Es fehlt schlicht an Kontext. Die paar in Nebensätzen hingeworfenen Brocken reichen einfach nicht.

In Rückblicken wird auf Bob Marleys musikalische Anfänge eingegangen, in erster Linie konzentriert sich der Film jedoch auf eine relativ kurze Zeit von etwa 1976 bis 1978. Aber auch hier ist die Erzählung holprig und zu häufig sind die Dialoge religiös verklärt, noch dazu kombiniert mit einer Message, die sich eben nicht bewahrheitete – das darf man gut vier Jahrzehnte nach Bob Marleys Tod sicherlich sagen.

Das Gefühl schleicht sich ein, dass der Film zu viel will, aber zu wenig Raum hat, um sich zu entfalten. Wahrscheinlich wäre der Geschichte, aber auch dem Sänger, mehr gedient gewesen, wenn das Ganze in Form einer Miniserie erzählt worden wäre. Auf gut 100 Minuten ist jedoch an allen Ecken und Enden zu merken, dass das Skelett da ist, das Fleisch jedoch fehlt. Wichtige Momente werden abgehakt, andere gänzlich übersprungen. Am Ende bleibt ein Flickwerk, das den Anschein erweckt, dass hier weit, weit mehr drin gewesen wäre. Immerhin: Hauptdarsteller Kingsley Ben-Adir ist als Bob Marley brillant.

12.02.2024

3

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Kommentare

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flashgordon99

vor 7 Monaten

Hochglanzfilm, der zwar auf technischer Ebene zu überzeugen vermag, jedoch wirkt die gesamte Story sehr oberflächlich. Nein, Marley war kein Jesus, doch so wird er dargestellt. Leider wirkt dadurch der gesamte Film wahnsinnig glatt mit wenig Tiefgang. Man sieht etwas aus seinem Leben, aber halt irgendwo doch nicht.Mehr anzeigen


kinomaster

vor 8 Monaten

Sehr gute, treffend Kritik von Peter. Mir ist es genau gleich gegangen, vieles viel zu oberflächlich. Schade, da wäre sicher mehr drin gelegen.


Patrick

vor 8 Monaten

Technisch und Darstellerisch top umgesetzt, aber zu wenig Tiefgang und zu wenig Einblick in sein Leben oder wird nur an der Oberfläche angeratzt,da hat Mir das Biopic Girl You know it’s Treu (Milli Vanilli) besser gefallen.Fazit: Das beste vom Film ist, ist der Darsteller-Cast und der Film Abspann. Dafür gibt’s von Mir 3.1/2 Sterne von 5. Und somit schliesse ich mich auch der Cineman Kritik an.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 8 Monaten


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