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E.1027 - Eileen Gray und das Haus am Meer Schweiz 2024 – 90min.

Filmkritik

Männer bauen Häuser für ihre eigenen Bedürfnisse

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Die Biografie der irischen Künstlerin Eileen Gray ist ein grossartiges Portrait einer Designerin und Architektin, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihrer Zeit voraus war. Der Film veranschaulicht ihren innovativen Geist, der von den Männern in ihrem Leben belächelt und ausgebeutet wurde.

Anhand eines ihrer wichtigsten Werke, einem Haus namens E.1027, wird in diesem Dokumentarfilm die Geschichte der irischen Künstlerin Eileen Gray erzählt. Im Paris der 20er-Jahre lernt Gray den rumänischen Architekten Jean Badovici kennen und lieben und baut mit ihm ein Haus im Süden Frankreichs. Die beiden lernen den Schweizer Architekten Le Corbusier kennen, eine schicksalhafte Begegnung, die alle Beteiligten, aber vor allem ihr Haus E.1027, dessen Name eine numerische Umsetzung der Initialen seiner Erbauer ist, drastisch beeinflusst.

Eileen Gray stammte aus wohlhabenden Verhältnissen und konnte damals als eine von wenigen Frauen die besten Kunstschulen der Welt besuchen. Sie begann ihre Karriere in Paris als Innenarchitektin und avantgardistische Möbeldesignerin. Der Film portraitiert die Geschichte einer talentierten Künstlerin, die nicht den damals gängigen Klischees von Weiblichkeit entsprach, mit aufwändigen und stilvollen Reenactments, Begleitkommentaren, die auf Grays Autobiografie basieren, und eindrücklichen Archivbildern.

An einer zentralen Stelle des Films wählen die Regisseure Beatrice Minger und Christoph Schaub bewusst historisches Bildmaterial, in dem nackte Frauen von Männern beäugt, betatscht und angegriffen werden und weisen damit subtil darauf hin, dass die wilden 20er für Frauen nicht nur von Innovation und Kreativität, sondern oft auch von Gewalt begleitet wurden. Für Eileen Gray äusserte sich diese im Verlust ihres Refugiums, dem Haus E.1027. Als sie sich von Badovici trennte, zog der Architekt und Künstler Le Corbusier ein, gab das architektonische Meisterwerk als sein Eigenes aus und bemalte die blütenweissen Wände mit sexuell expliziten Wandgemälden, was Gray als Vergewaltigung empfand. Ein faszinierender Film, der einem weiteren Stück beinahe vergessener Frauengeschichte Aufmerksamkeit schenkt.

27.11.2024

4.5

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