The Substance Frankreich, Grossbritannien, USA 2024 – 141min.

Filmkritik

Body-Horror mit Substanz

Michael Gasch
Filmkritik: Michael Gasch

David Cronenberg hat mit «The Shrouds» auf den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes eher für Enttäuschung gesorgt. Ein anderer Film kam ihm zuvor: Es handelt sich um die substanzvolle Horror-Perle «The Substance», die nicht nur schockierende Bilder ausfährt, sondern auch viele intellektuelle Themen der Neuzeit vereint.

Elizabeth (Demi Moore) hat es in Hollywood weit gebracht. Mit ihrem Sport-TV-Format feierte sie grosse Erfolge – so bezeugt es ihr Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Mit der Zeit wird sie jedoch mit einer harten Realität konfrontiert: Schönheit ist vergänglich und so wird auch sie von Hollywood bis zuletzt durchgekaut und anschliessend ausgepuckt. Eines Tages erhält sie die Möglichkeit, wieder im Rampenlicht zu stehen, doch das hat einen hohen Preis. Mit der Injizierung einer mysteriösen Substanz würde sie eine Kettenreaktion in Gang setzen, aus der es kein Entkommen mehr gibt. Sie zögert zuerst, doch dann wagt sie den grossen Schritt.

Wenn in Cannes die Abendstunden beginnen, ist das meist Anzeichen dafür, dass nun die “härteren” Geschütze ausgepackt werden. Erinnerungen an beispielsweise «The Neon Demon» oder «Crimes of the Future» aus den letzten Jahren werden wach. Körperwelten werden hier nicht selten bis zum Maximum ausgelotet und eigentlich hatten viele die Erwartungen, dass sich David Cronenberg erneut diesen Spot sichern wird.

Einen Tag vor seinem Film «The Shrouds» feiert «The Substance» seine Premiere. Erst einmal stellt sich Verwunderung ein: Wurden hier ein paar Namen durcheinandergebracht? «The Substance» fühlt sich immerhin wie ein Cronenberg der alten Schule an. Regie führte aber die französische Filmemacherin Coralie Fargeat, die hier ihren zweiten Spielfilm abliefert. Ein weiterer grosser Unterschied: Bevor alle filmischen Register im Horrorgenre gezogen werden, geht eine Auseinandersetzung mit substanzvollen Themen voraus. Schönheit, der unaufhaltsame Prozess des Alterns, eine Abrechnung mit Hollywood und die Auflösung von Menschlichkeit sind nur einige Beispiele, die eloquent vermischt werden.

«The Substance» ist damit mehr als nur ein Fest extremen Body-Horrors, sondern setzt sich genauso stark mit geistigen Themen auseinander. Durch diese Zweidimensionalität ergibt sich eine einzigartige Synergie: Fragen wie beispielsweise «Wer bin ich?» bieten genug Ansätze, um sich tiefgründig mit dem Gezeigten auseinanderzusetzen. Den Rest erledigt der Body-Horror, der absolut verstörende Tendenzen annimmt.

03.09.2024

5

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Kommentare

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caravaggio

vor 7 Tagen

Sorry, aber ich kann weder die lobpreisende Cineman-Filmkritik noch noch die anderen jubilierenden Kritiken hier verstehen.
Natürlich, wenn ich nur einen visuell ansprechenden bis verstörenden Body-Horror-Thriller erwarte und gut finde, mag dieser Film genau dies zu liefern. Dann kann auch ich sogar den Sound und die Kamerabilder irgendwo wertzuschätzen. Doch wenn mir eine "intellektuelle Mehrdimensionalität" versprochen oder suggeriert wird, dann suche ich hier bitterbös in der Leere und bin nur frustriert ab diesem eindimensionalen Horrorschwachsinn.Mehr anzeigen

Cinexpert

vor 7 Tagen

Danke für Ihre Kritik - halt nicht mehrheitsfähig! Natürlich gebe ich Ihnen recht, dass ein solch überspitzter, sarkastischer, satirischer und komplexer Film von eindimensionalen Schwachmaten nicht gesehen und schon gar nicht verstanden werden kann!!!


Cinexpert

vor 12 Tagen

Sehr guter Film! Das Ende war sicher ein bisschen drüber; die ‚Botschaft‘ wurde sicher schon vorher von den meisten verstanden! Ausser natürlich von denjenigen, die weniger als drei Sterne vergeben haben. Nicht jeder verträgt es, wenn ihr/ihm in ihrem Schönheitswahn der Spiegel vorgehalten wird!!!Mehr anzeigen


Movie_Maniac

vor 13 Tagen

Ein grossartiger Film, der bereits mit der ersten Kameraeinstellung kreative Akzente setzt und dieses Niveau bis zum Schluss halten kann. Demi Moore und Margaret Qualley liefern bei diesem Bodyhorror Glanzleistungen ab und scheuen auch nicht davor zurück, die Hüllen fallen zu lassen. Hinzu kommt eine hervorragende Ästhetik mit eindrücklichen Farbpaletten und einem tollen Makeup.
Abgerundet wird das Ganze mit einem einprägsamen Finale sondergleichen. "The Substance" dürfte bei den nächsten Oscars bei so einigen Kategorien vertreten sein.
9/10Mehr anzeigen


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