Die Bourne Identität Tschechische Republik, Deutschland, USA 2002 – 119min.

Filmkritik

Feuchtling auf dem Trocknen

Serge Zehnder
Filmkritik: Serge Zehnder

Der Spion, mehr Lifestyle als Job, hat nicht zuletzt dank James Bond eine glamouröse Schale erhalten. Der Klatschreporter mit Tötungslizenz im Dienste des Staates beflügelt seit Mata Hari die Vorstellung der Filmemacher. Ohne Glitzer und Glamour und schon etwas näher am rauen Alltag des Agenten-Daseins spielt Doug Limans Verfilmung von Robert Ludlums Bestseller "The Bourne Identity". Und auch wenn hier die Fiktion stärker ist als die Fakten, das Märchenhafte der 007-Streifen ist doch weitgehend ausgeklammert.

Stark an die französischen Thriller der siebziger und frühen achtziger Jahre erinnernd, als mittlerweile fast vergessene Regisseure wie Henri Verneuil und Georges Lautner dem Spion eine realitätsnahe Façon verliehen, erzählt Doug Liman die Geschichte des an Amnesie leidenden Jason Bourne (Matt Damon) in blassen, körnigen Bildern.

Von italienischen Fischern vor der Côte d'Azûr aus dem Wasser gezerrt, macht sich der Mann ohne Identität auf die Suche nach seiner Vergangenheit. Unterstützt von der herumtreibenden Deutschen Marie (Franka Potente), wird Bourne von den Häschern der CIA stets von neuem ins Visier genommen. Ohne Erinnerung, aber fähig, einen Menschen mit seinen blossen Händen in sekundenschnelle umzubringen, ist eines klar: Bourne ist ein hochtrainierter Killer, eine Ausgeburt kranker Kriegswissenschaftler, die weder Skrupel noch Moral kennt und nun einen Weg zurück zur Menschlichkeit sucht.

Mehr Psychogramm als Psychothriller ist diese Neuauflage von "The Bourne Identity" (die erste Verfilmung war ein Fernseh-Mehrteiler mit Richard Chamberlain) irgendwo zwischen Charakterstudie und Sommer-Action-Knaller angesiedelt. Eine unglückliche Unausgewogenheit, die klar spürbar ist. Sorgfältig inszenierte Dialog-Sequenzen vermischen sich mit etwas lapidar inszenierter Action (Autoverfolgungsjagden, Schiessereien etc.), und die verbindenen Klebstellen sind allzu lose.

Regisseur Liman und die Universal Studios hatten wohl etwas gar andere Vorstellungen, wie Damons Identitätsuche auszusehen hätte. Der eingangs erwähnte unpolierte Look ist fernab jeglicher Videoclip-Ästhetik und liegt näher bei den Independent-Filmen Limans (u.a. "Swingers") als bei der heute so gängigen Hochglanz-Stilisierung Marke "Armageddon" oder "The Fast and the Furious". Dadurch wirken die Action-Sequenzen wie ein vom Studio verordnetes Medikament, das für ein Mainstream-High sorgen sollte, aber nur schlechte Nebenwirkungen verursacht.

Seine stärksten Momente hat der Film immer dann, wenn die Kamera ruht, sich Damon und Potente unbeholfen nähern, oder wenn Damons innere Verzweiflung verbunden mit dem Fatalismus des Berufs nach aussen tritt. Von diesen Momenten besitzt der nicht unspannende Thriller mehr als genug, was ihn trotz so mancher Defizite zu einem sehenswerten Stück Kino-Unterhaltung macht.

01.06.2021

3

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Kommentare

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Urs23

vor 11 Jahren

Spannend und actiongeladen von Anfang bis zum Schluss. Beinahe so gut wie James Bond.


movie world filip

vor 13 Jahren

tolle action überaschung dieser zeit... coole schnelle bilder... coole blau-scharze look. ein gute jason bourne von matt damon - recht spannend


HansLast

vor 13 Jahren

Der Film hat einen neuen Massstab gesetzt in Sachen rasante und intelligente Action.


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