Midnight in Paris Spanien, USA 2011 – 94min.
Filmkritik
Lost in Nostalgia
Woody Allen macht auf seiner Europareise in der französischen Hauptstadt halt und schüttelt seinen besten Film seit Vicky Cristina Barcelona aus dem Ärmel.
Es mag auch finanzielle Gründe haben, dass Woody Allen seit geraumer Zeit die innig geliebte Heimat New York verlässt und seine Kamera in europäischen Metropolen aufbaut. "Ich drehe dort, wo man mir Geld für meine Filme gibt", lautet die Begründung des Altmeisters. Doch es lässt sich nicht leugnen, dass die neue Reisefreudigkeit immer wieder auch der Qualität seiner Arbeit zuträglich ist. Für Midnight in Paris verschlug es Allen in die französische Hauptstadt - und mit ihm seinen Protagonisten Gil (Owen Wilson).
Der Drehbuchautor mit den Schriftsteller-Ambitionen ist mit seiner Verlobten Inez (fehlbesetzt: Rachel McAdams) zum Urlaub in der Stadt. Ihre Eltern sind ebenfalls vor Ort, und spätestens als sie dann auch noch auf einen alten Bekannten treffen, den mit Bildung protzenden Paul (Michael Sheen), zeigt sich, dass eine baldige Hochzeit vielleicht doch keine so gute Idee ist. Für Pauls kulturelle Exkurse kann sich Inez jedenfalls weit mehr erwärmen als für Gils Frankreich-Schwärmereien. So streift er eines Abends alleine durch Paris, als pünktlich um Mitternacht plötzlich ein schicker Oldtimer samt gut gelaunter Insassen vor ihm hält und eine wundersame Nacht beginnt. Denn mit einmal scheint Gil sich direkt in der Kunstszene der 20er Jahre zu befinden und kann sein Glück kaum fassen. Ihm begegnet nicht nur die hinreißende Adriana (Marion Cotillard), sondern auch eine ganze Reihe seiner inspirierenden Vorbilder, von F. Scott Fitzgerald über Picasso bis zu Gertrude Stein.
Zu viel möchte man gar nicht verraten über all die wunderbaren Auftritte, die Allen in einem Anfall von längst vergessener Intellektuellen-Albernheit seinen großen Idolen in Midnight in Paris gönnt. Das könnte einem womöglich den Spaß ein wenig verderben, den diese teilweise sehr prominent besetzten Cameos (zu denen der viel beschriebene, aber kaum der Rede werte Auftritt von Carla Bruni-Sarkozy übrigens nicht gehört) machen, die dem Film so viel Schwung verpassen wie ihn die Arbeiten der Regie-Legende längst nicht immer haben.
Der überraschenden Zeitreise-Geschichte mag zwar das leidenschaftliche Feuer von Vicky Cristina Barcelona fehlen und erst recht die ernste Komplexität von Match Point. Doch weil Wilson den typischen Allen-Helden perfekt verkörpert und um einen Schuss Surfer-Lässigkeit ergänzt, während Allen selbst das Spiel mit Nostalgie-Sehnsucht und Paris-Kitsch augenzwinkernd gestaltet, ist Midnight in Paris eine gelungene Komödie der herrlich leichtfüßigen Art. Und womöglich öffnet ausgerechnet sie auch wieder die Taschen der amerikanischen Finanziers. Immerhin entpuppt sich der Film in den USA gerade als einer der erfolgreichsten Allen-Filme aller Zeiten.
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Kommentare
Originell und witzig. Die Musik ist eines der Highlights in diesem Film. Einzig die Rolle der Verlobten und deren Eltern hat mich genervt
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