Spanglish USA 2004 – 131min.
Filmkritik
Clash of the Cultures
James L. Brooks «Spanglish» ist eine warmherzige Culture-Clash-Comedy, in der Adam Sandler an der Seite von Téa Leoni und Paz Vega einen erstaunlich feinfühligen Auftritt hinlegt.
Es gibt dieses eine wunderbar tiefsinnige Melodrama von Douglas Sirk, «Imitation of Life», das man beim Betrachten von James L. Brooks "Spanglish" einfach nicht aus dem Kopf kriegt. Im Zentrum von Sirks Film stehen vier Frauen: Eine weisse Schauspielerin, ihre schwarze Haushälterin, sowie der beiden Töchter, die sich - die eine, weil ihre Mutter nie Zeit für sie hat, die andere, weil sie sich der dunklen Hautfarbe ihrer Mutter schämt - von ihren Müttern entfremden. Im Zentrum von Brooks Film stehen die Mexikanerin Flor und deren Tochter Cristina. Vom Kindsvater sitzen gelassen, emigriert Flor mit ihrer kleinen Tochter über die grüne Grenze von Mexiko City nach Los Angeles. Hier verbringen die beiden ihre ersten sechs US-Jahre im trauten Kreise der Latino-Gemeinde. Als Cristina älter und ihre Schule teurer wird, sieht sich Flor jedoch gezwungen, bei John und Deborah Clasky in Beverly Hills die Stelle als Haushälterin anzutreten.
Ein wagemutiges Unterfangen, das etliche Turbulenzen auslöst. Denn zum einen spricht Flor kein Englisch und zum andern sind die Claskys - zur Familie gehören nebst John und Deborah die Kinder Berenice und Gerogie sowie Oma Evelyn - ziemlich exzentrisch. Humorvoll schildert Brooks, wie sich die bodenständige Flor und ihre neurotischen Arbeitsgeber zusammenraufen und der Ausdruck "Spanglish" - eine Bezeichnung für den Slang der US-Latinos - wird dabei zur pointierten Metapher. Doch das Aufeinanderprallen der Gegensätze ist nur vordergründig Thema von "Spanglish".
Was Brooks wirklich beschäftigt und "Spanglish" - ohne dass er deren Meisterhaftigkeit erreicht - in die Nachfolge von "As Good as It Gets" und des erwähnten Sirk Dramas stellt, ist etwas anderes: Die Neurosen der einzelnen Personen und deren Auswirkungen auf ihre Umwelt. So wie in "Imitation of Life" stehen in "Spanglish" die Mütter - die hyperaktive Deborah, weil sie nicht merkt, dass ihre Tochter trotz Übergewicht eine blitzgescheite und liebenswerte Person ist, und die stolze Flor, weil sie verhindert, dass Cristina sich in den USA stärker assimiliert als sie selber - ihren Töchtern im Weg. Und John ist - obwohl er in seinem Langmut der perfekte Gatte und Vater zu sein scheint - ein seltsam unentschlossener Kerl, der die Dinge mit offenen Augen kommen sieht, aber nichts tut, das Gute zu erreichen und das Unglück zu vermeiden. Mit Paz Vega, Téa Leoni und einem angenehm zurückhaltend spielenden Adam Sandler gut besetzt, ist "Spanglish" eine - obwohl in der Konfliktgestaltung bisweilen etwas flach - amüsante Culture-Clash-Comedy.
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Kommentare
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 16 Jahren
Wenn man solche Probleme wie die Integration von Migranten, die die Sprache der einheimischen US Bürger nicht können und deren möglichen sozialen Aufstieg durch Bildung in eine Komödie packt und heraus kommt amüsante Unterhaltung ist das schon erstaunlich. Dies gelingt dank hervorragender Schauspieler, allen voran Paz Vega, als mexikanisches Dienstmädchen, eine permanente Augenweide oder die durchgeknallte Ehefrau, Téa Leoni, die fast an Annette Bening in American Beauty heranreicht. Die sprachlichen, kulturellen und pädagogischen Diskrepanzen werden von der kleinen Tochter als Dolmetscherin komödiantisch überbrückt. Durch die latente Zuneigung zwischen dem Hausherrn (Adam Sandler) und der Hausangestellten – wobei der Zuschauer ständig auf ein Happy End hofft – ist die Handlung mit viel Gefühl unter einen zusätzlichen Spannungsbogen gelegt. Das Ende zieht sich etwas in die Länge, weil uns anscheinend die hintergründigen Absichten nochmals deutlich erklärt werden sollen, und jede Figur ihr abschließendes Say bekommen muss. Eigentlich unnötig, trotzdem sehenswert.… Mehr anzeigen
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 19 Jahren
nicht schlecht, aber auch nicht ein Meisterwerk...
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