Taking Lives Kanada, USA 2004 – 103min.

Filmkritik

Blutige Identitätssuche

Filmkritik: Carole Koch

Nach Genre-Klassikern wie "Silence of the Lambs" und "Seven" haben eine Menge Serienkiller auf den Leinwänden ihr Unwesen getrieben. Mit der Verfilmung von Michael Pyes Roman "Taking Lives" versucht Regisseur D. J. Caruso, einen weiteren Meilenstein zu setzen. Trotz prominenter Besetzung mit Angelina Jolie, Ethan Hawke und Kiefer Sutherland vermag aber auch dieser Psychothriller nicht an seine legendären Vorgänger anzuknüpfen.

Menschen das Leben nehmen - das tun sie alle, die Hannibal Lectors und John Does der Filmgeschichte. Auch der Killer in "Taking Lives". Während andere etwa aus entfremdeten kulinarischen oder sexuellen Gelüsten die Sense schwingen, ist sein Charakter komplexer konzipiert: Ähnlich einem Einsiedlerkrebs sucht er sich eine neue Schale, sobald er aus der alten herausgewachsen ist. So wechselt der Killer im Laufe des Films Identitäten wie andere Leute ihre Unterhosen und hinterlässt dabei eine Blutspur, die sich quer über die kanadische Landkarte zieht.

Eine Nummer zu gross für die provinziellen Beamten des Morddezernats in Montreal. Nicht aber für FBI Special Agent Illeana Scott (Angelina Jolie), die es mit psychopathischen Serienmördern schon vor dem Frühstück aufnimmt. Die Profilerin wird aus Washington eingeflogen, als auf einer Montrealer Baustelle eine weitere übel zugerichtete Leiche ausgebuddelt wird. Wie zu erwarten eckt sie dort mit ihren intuitiven und unkonventionellen Ermittlungsmethoden an, lässt sich aber durch nichts und niemanden beirren. Erst als der Kunsthändler James Costa (Ethan Hawke) als potentieller Zeuge auf dem Parkett erscheint, beginnt die FBI-Fassade langsam zu bröckeln.

Mit "Taking Lives" schreibt D. J. Caruso ein weiteres mittelmässiges Kapitel in der Historie der Serienmörderfilme. Die Storyline nimmt zwar da und dort ein paar unerwartete Wendungen, ist unter dem Strich jedoch ziemlich oberflächlich und durchschaubar. Innovation ist Mangelware: Dass die schauspielerischen Fähigkeiten von Angelina Jolie eimal mehr auf Adjektive wie schön, intelligent und tough reduziert werden, ist schade. Als eine Frau, die in Gräbern übernachtet, Leichen seziert, Mörder zur Strecke bringt und dabei gleichzeitig noch umwerfend schön aussieht, kennen wir sie spätestens seit "Tomb Raider" oder "The Bone Collector" zur Genüge. Hollywood, gib dem Mädchen endlich mal eine andere Rolle!

Genauso überzeichnet wie die "Iron Lady" Illeana wirkt der machoide Polizei-Inspektor Joseph Pasquette (Olivier Martinez), der hauptsächlich Tittenwitze oder differenzierte Statements wie "art is shit" zum Besten gibt. Und Kiefer Sutherlands Part besteht vor allem darin, als Flüchtiger einen ganzen Film lang von der einen Ecke der Leinwand in die andere zu rennen. Eine Ausnahme bildet die von Anfang an die zwiespältige Figur des James Costa, welche mit Ethan Hawke hervorragend besetzt ist.

Alles in allem ist von "Taking Lives" nicht mehr als ein durchschnittlicher Psychothriller zu erwarten, der mit einer schaurigen Story sowie interessanten Schauspielern ins Kino lockt und letztendlich einiges mehr verspricht, als er zu halten vermag.

25.01.2021

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

viele gute darsteller - aber wie kommen sie alle zu diese film? die story ist nicht stark genug


sniper8

vor 17 Jahren

naja... es ist leider wirklich so, das taking lives mehr verspricht als er hält. die story ist sehr vielversprechend, wie auch der beginn des film. mit der zeit wird die handlung aber etwas wirr.
zu den darstellern: angelina jolie spielt eine superagentin mit enormer psychischer fassung, die aber trotzdem eine gewisse ohnmachtgefahr besitzt. fabelhaft finde ich allerdings ethan hawke, der seine zwielichtige rolle phantastisch und sehr glaubhaft spielt. neben zahlreichen weiteren stars ist seine leistung klar hervorzuheben.
leider ist der spannungseffekt nicht sehr hoch. der film verspricht zwar einige schocker, die den zuschauer aus den socken hauen kann, aber das wars dann fast schon. spannungsmomente sind zwar auch garantiert, doch diese werden durch unpassende musik oder sonst was vernichtet.
die sexszene ist genau so unpassend wie kiefer sutherland (was hat der wohl in diesem film verloren?), welcher überhaupt nicht in diese rolle passt.
düster, intressante story, nicht fabelhafte umsetzung, viele stars, nicht sehr saubere darstellungen (ausser von ethan hawke) obwohl auf der DVD steht "angelina jolie, so gut wie nie", naja... gott sei dank kenn ich noch mehr filme von jolie, sonst hätte ich gewisse vorurteile gegen diese eigentlich gute schauspielerin.Mehr anzeigen


tammy

vor 20 Jahren

Angelina Jolie ist toll - wie immer!


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