Adams Äpfel Dänemark, Deutschland 2005 – 94min.

Filmkritik

Zwischen Himmel und Hölle

Simon Spiegel
Filmkritik: Simon Spiegel

Es gibt sie, diese Idealisten, die immer an das Gute im Menschen glauben und selbst noch in Katastrophen das Positive sehen können. Ivan, Priester in einer kleinen dänischen Gemeinde, ist ein solcher Rosarotseher, doch als ihm der Neonazi Adam zur Rehabilitierung zugewiesen wird, wird auch sein Glaube auf eine harte Probe gestellt.

Adam (Ulrich Thomsen) wurde soeben aus dem Gefängnis entlassen und ist ein richtiger Kotzbrocken. Ivans (Mads Mikkelsen) schöne Worte finden bei ihm kein Gehör, und über den idiotischen Auftrag, den grossen Apfelbaum vor der Kirche zu pflegen und aus den Früchten einen Kuchen zu backen, kann er nur lachen. Aus seinem Spott wird aber Unbehagen, als ihm allmählich klar wird, dass Ivan offensichtlich gestört ist. Der enthusiastische Pfarrer weiss Gott auf seiner Seite und negiert schlichtweg alles Negative. Stolz stellt er Adam seine beiden - vermeintlich - geläuterten Schäfchen vor, doch der fette Gunnar (Nicolas Bro) säuft noch immer und Khalid (Ali Kazim) raubt nach wie vor Tankstellen aus. Ivan verdrängt das aber ebenso wie die Behinderung seines Sohnes und seine eigene schwere Krankheit, und selbst als Adam ihn verprügelt, trübt dies seine Laune nur unwesentlich. Adam entwickelt einen regelrechten Hass auf den Gutmenschen und macht sich zum Ziel, dessen Optimismus zu brechen - koste es, was es wolle.

Aus der Feder von Drehbuchautor Anders Thomas Jensen stammen bereits frühere dänische Erfolgsfilme wie «Mifune» und «Open Hearts». Deren charakteristische Mischung aus Drama und Komödie zeichnet auch Jensens dritte Regiearbeit aus, allerdings kommt nun ein Hauch Fantastisches hinzu. Ist Ivan wirklich verrückt, oder steht er am Ende tatsächlich im Kampf mit dem Bösen? Ist der Apfelkuchen, den Adam backen soll, Teil eines göttlichen Plans. Zu Beginn gibt es viele kleine Zufälle, die Adam nicht weiter beachtet - doch ab wann wird aus Zufällen ein göttliches Wunder?

Es ist die Qualität von «Adam's Apples», dass der Film die Unsicherheit nie eindeutig auflöst, sondern in der Schwebe hält. Was im Grunde eine christliche Heilsgeschichte mit grossem Kitschpotenzial ist, wird auf diese Weise zu einer leichtfüssigen, übernatürlichen Komödie. Im letzten Drittel wird der Film zwar ein wenig sehr absehbar. Das bis in die Nebenrollen exzellent besetzte Ensemble tröstet einen darüber aber hinweg.

07.04.2021

4

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Kommentare

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fanya

vor 11 Jahren

Tolle Geschichte mit unerwarteten Wendungen und tiefschwarzem Humor.


kayleligh

vor 12 Jahren

schwarzer Humor bis zum Abwinken


renatohotz

vor 14 Jahren

Grossartig! \r\n


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