Volver Spanien 2006 – 120min.
Filmkritik
Leiche im Kühlschrank
Waren es ausschliesslich Männerfiguren, die in Pedro Almodóvars letzten beiden Filmen "Habla con ella" und "La mala educación" den dramaturgischen Mittelpunkt seiner melodramatischen Welten bestimmt haben, wendet sich der Regisseur in "Volver" erneut und mit der üblichen Routine dem weiblichen Universum zu.
Die Frauenfiguren des spanischen Regielieblings Pedro Almodóvar stehen öfter mal am Rande des Nervenzusammenbruchs. Und fast immer neigen sie zu grossen, überdramatischen Gesten, die man ihnen nur allzu gerne abnimmt, da beides, Frau und Geste, meist mindestens so überzeugend wie herrlich anzusehen ist.
So auch die lebenslustige Raimunda (Penélope Cruz), die mit losem Mundwerk, wuchtigem Augen-Make-up und gigantischen Keilabsätzen grazil durchs prunklose Leben eines Madrider Arbeiterquartiers steuert. Bis sie sich eines schönen Feierabends eine schwerwiegende Frage stellen muss: Wohin bloss mit dem toten Männerkörper, der da ausgestreckt in ihrer Küche liegt und ungehemmt den Plättchenboden voll blutet? Dass gerade jetzt der Nachbar auf Reisen geht und ihr arglos den Schlüssel seines verriegelten Restaurants anvertraut, ist ein höchst willkommener Zufall.
Nachdem nun die Leiche in der geräumigen Kühltruhe des Lokals ein neues Zuhause gefunden hat, nehmen Raimunda und ihre fünfzehnjährige Tochter Paula (Yohana Cobo) illegalerweise und sehr erfolgreich den Restaurantbetrieb ihres abwesenden Nachbarn auf. Aber exakt zu dem Zeitpunkt, als es mit ihrem Leben ein bisschen bergauf geht, bekommt sie Besuch vom erstaunlich lebendigen Geist ihrer verstorbenen Mutter (Carmen Maura), der sich leider samt einigen unverarbeiteter Familienangelegenheiten im Gepäck die Ehre gibt.
Tod, Mord und Inzest. Der Umstand, dass Almodóvar sein neustes Werk als dramatische Komödie begreift, ist nicht sonderlich überraschend, denn jene Gratwanderung zwischen Komödie und Melodram, Travestie und Tragödie, zeichnet einen Grossteil seines bisherigen Gesamtwerkes aus.
Mit "Volver" schwebte ihm nicht nur eine etwas nostalgische Hommage an seinen idyllischen Heimatort La Mancha vor. Der Film ist gleichzeitig ein Kniefall vor dessen Bewohnerinnen, die das energische Matriarchat des ländlichen Spaniens verkörpern. Der eiserne Pragmatismus, mit dem die Frauen ohne grosses Wimpernzucken den Widrigkeiten des Lebens und sogar Gevatter Tod begegnen, ist, wie bei Almodóvar üblich, ziemlich übersteigert inszeniert und mit reichlich schwarzem Humor versetzt. Dies tut der melodramatischen Wucht des Films zwar keinerlei Abbruch, ist alles in allem aber auch nichts wirklich Neues. Trotzdem schaut man Almodóvars Frauen gerne dabei zu, wenn sie sich unter verschwörerischen Blicken zuraunen, dass sie "die Sache" besser unter sich regeln sollten. Mit Sicherheit der falsche Augenblick, ihnen gerade dann den Rücken zu zuwenden.
Dein Film-Rating
Kommentare
Penelope vom feinsten. 2007 wurde Sie für diese Performance für den Oscar nominiert, den sie 2009 für eine Nebenrolle doch noch einheimsen konnte. Sehr unterhaltsam, gute Mischung aus Tragik und Komik. Penelope singt sogar. Die Gesangsszeene gibt mir immer eine Gänsehaut. Ein muss für jeden Penelope und Almodovar Fan.… Mehr anzeigen
Niemand erschafft Frauenrollen so wie er, Almodovar hat es wieder gezeigt.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung