Looking for Eric Belgien, Frankreich, Italien, Spanien, Grossbritannien 2009 – 117min.
Filmkritik
Footballer's Coming Home
Der viel beschworene "kleine Mann" (gerne auch als Frau) steht auch in "Looking For Eric" im Zentrum von Ken Loachs Interesse. Aber diesmal kommt alles ganz anders, als man sich das von ihm gewohnt ist. Daran ist auch ein berühmter Fussballer schuld.
Zunächst sieht's nicht gut aus für Eric Bishop (Steve Evets): Den Job bei der Post hat er längst nicht mehr im Griff, die Nerven auch nicht immer, und zuhause machen ihm die beiden Stiefsöhne das Leben schwer. Vor allem Eric hat auch nach Jahrzehnten nicht verwinden können, dass er damals Lily (Stephanie Bishop) verlassen hat - seine erste Frau und große Liebe.
Was Eric noch bleibt, sind seine tatkräftigen Kumpels und die Liebe zum Fußballclub Manchester United. Und natürlich Eric Cantona: Der legendäre französische Ex-Stürmer seines Lieblingsclubs hängt bei Eric bald nicht mehr nur an der Wand des Schlafzimmers. Gemeinsam mit seinem Idol gelingt es dem Postboten nämlich, seinem Leben eine neue Wendung zu geben und sogar bei Lily eine zweite Chance zu bekommen. Woran nicht einmal ein örtlicher Drogenboss etwas ändern kann.
Von seinem eigenen Credo, nicht mit berühmten Schauspielern drehen zu wollen, rückt Ken Loach insofern ab, als er Cantona sich selber spielen lässt. Ein raffinierter Schachzug, nicht nur für Fußballfans, die sich in diesem ansonsten nur am Rand vom Sport handelnden Film sowohl an einigen Archiv-Spielszenen als auch an Cantonas verschmitzt-charmanter Selbstironie ergötzen können. Doch "Looking for Eric" funktioniert als entzückendes Gute-Laune-Kino auch für alle, die von dem Franzosen vorher noch nie gehört haben.
Tatsächlich ist "gute Laune" hier genau das richtige, Loach-untypische Schlagwort. Nach zahllosen Geschichten über Kriege oder Arbeitskämpfe legt der mittlerweile 73-jährige Brite eine waschechte Komödie vor, die sich sogar ein Happy-End und positive Botschaften über das Überwinden von Ängsten gönnt. Das ist - verglichen mit dem Cannes-Gewinner "The Wind That Shakes The Barley" oder "It's a Free World" - tatsächlich ziemlich leichtgewichtig.
Aber nicht unpolitisch! Um Loachs Ansichten über Multikulti-Patchworkfamilien oder seinen leidenschaftlichen Aufruf zur Solidarität zu entdecken, muss man eben nur etwas genauer hingucken. Und sich nicht von einem Trompete spielenden und tanzenden Fußballstar ablenken lassen.
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Kommentare
Ken Loach hat wieder einmal eine Working-Class-Dramödie geschaffen. Mit traumwandlerischer Sicherheit gelang ihm die stimmige Atmosphäre der Szene. Das Haus ist ein Ort für Messys (‘Butler ist wohl verreist. ‘), mit einem depressiven, geschiedenen Briefträger Eric Bishop (Steve Evets) und zwei halbkriminelle Söhnen.
Mit einem Touch der ‘Purple Rose of Cairo‘ steigt Erics Idol Eric Cantona als sein alter ego aus dem Bild und macht den Lebensberater. Zunächst geht es um die schief gelaufene Ehe mit Lily (Stephanie Bishop). Er muss lernen ‘Nein‘ zu sagen ‘NON! ‘ Nebenbei gibt es die Traumtore des begnadeten Kickers im Original als Zuckerl für alle Fußballfans. (‘Man kann die Religion, die Frau und auch die Partei wechseln, aber nicht den Verein! ‘). Cantonas Empfehlungen sind eine etwas verklausulierte Mischung aus Orakel von Delphi und sibyllinische Sprüche, teils auf Französisch. Dann wird’s ein Krimi: Stiefsohn als Drogendealer, Polizeieinsatz als Schocker. Aber die Operation ‘Cantona‘ gegen die Gangster ist ein echter Brüller: mit Gewalt und Teamgeist wird eine Komik-Lösung erreicht. Da passt dann auch das für alle sehr glückliche Ende. Es gelingt, den Schmalztopf zu umgehen. Aber nur ganz knapp. Da steckt zu viel Herzblut und menschliche Wärme drin. Auch Ernsthaftigkeit und jede Menge unheimlich sympathische Typen. Ein echter Ken Loach! Wohlfühl-Movie mit Einsichten.… Mehr anzeigen
Selten, oder eigentlich noch nie, ein Drama gesehen das so lustig ist
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