Blade Runner 2049 Kanada, Ungarn, Grossbritannien, USA 2017 – 163min.

Filmkritik

Imposante Zukunftsmusik

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Es gibt Filme, die bräuchten eigentlich keine Fortsetzung. So auch Blade Runner: Der Sci-Fi-Klassiker hat sich vor fast vier Jahrzehnten unwiderruflich in die Herzen der Fans eingebrannt. Diese Wirkung zu replizieren, stellt wohl ein Ding der Unmöglichkeit dar. Regisseur Dennis Villeneuve hat es trotzdem gewagt und zollt dem Genre eindrücklich seinen Tribut.

Los Angeles 2049: Die Zukunft in Blade Runner 2049 sieht düster, trostlos und abgestorben aus –im von Denis Villeneuve sorgfältig gestalteten, futuristischen Szenario scheint abgesehen vom menschlichen keinerlei Leben zu gedeihen. In dieser Einöde macht sich eine neue Generation von Blade Runnern auf Replikantenjagd - unter ihnen auch LAPD Polizeibeamte KD6-3.7 (Ryan Gosling). Als dieser während der Jagd auf eben einer dieser künstlichen Menschen mit eingepflanzten Erinnerungen eine unerwartete Entdeckung macht und später auf den seit dreissig Jahren verschollen geglaubten Rick Deckard (Harrison Ford) stösst, droht er damit die seit Jahrzehnten geltenden gesellschaftlichen Strukturen zum Wackeln zu bringen.

Ohne Frage versteht Denis Villeneuve etwas davon, was einen gelungenen Sci-Fi-Streifen ausmacht: Wo Zukunftsszenarien oft zu clean oder viel zu abgefahren daherkommen, beeindruckt Blade Runner 2049 mit einer wahnsinnig authentischen und futuristischen Optik, die gleichermassen wunderschön als auch angsterregend düster und trostlos wirkt. Ein mausetotes Ökosystem, synthetische Nahrung, die per technischer Projektion zum Entrecôte mit Frites aufgehübscht wird, von Radioaktivität verstrahlte, gelb-orange Luft: In dieser Zukunft will wohl kein Kinozuschauer aus der heutigen Zeit wirklich leben. Unterstrichen wird die imposante visuelle Umsetzung von einem manchmal schier ohrenbetäubenden Score, der umso mehr einfährt, wenn wie in der Eröffnungsszene gleichzeitig zu den erschütternden Bassklängen eine Vibration auf der Leinwand vorgetäuscht wird.

Da der Macher Villeneuve höchstpersönlich allen Kritikern nahegelegt hat, so wenig als möglich auf den Plot einzugehen, halten wir uns zu inhaltstechnischen Angaben möglichst bedeckt. Nur zwei Dinge sollen an dieser Stelle gesagt sein: Wie im Original geht es auch in Blade Runner 2049 um den existenziellen Kampf zwischen Mensch und Maschine und der Frage, was einen Menschen zum Menschen macht. Gleichzeitig wirft Villeneuve besonders mit dem Beamten K. und seiner Beziehung zu seiner holografischen, rein digital existierenden Freundin die Frage auf, welche Rolle Technologie und ihre Entwicklungen in unserem zukünftigen Alltag spielen könnten und spinnt damit Gedankenexperimente weiter, wie man sie zum Beispiel schon aus Her kennt. Obwohl das optische Feuerwerk mit 2 Stunden und 43 vielleicht etwas lange geraten ist, bleibt eine gewisse Grundspannung bis zum Schluss erhalten und kann mit der bombastisch gestalteten und zugleich überzeugenden Zukunftsvision vielleicht sogar die eingefleischten Fans des Originals für sich gewinnen.

20.02.2024

4

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Kommentare

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RobertdeNirosta

vor 7 Monaten

Visuell fantastisch, aber seeeehr langatmig und Grade Mal ein Hauch von Handlung.
Und warum Harrison Ford erst nach gefühlten 2 1/2 Stunden das Erste Mal im Film auftaucht , ist mir ein Rätsel.
Trotzdem ein guter Film, aber kein Vergleich zu Villeneuves besten Filmen wie zB 'Arrival".


cinelueger

vor 4 Jahren

Die Szenerie und die damit verbundene Dramaturgie war gut. Allerdings habe ich mich immer gefragt, wenn da solche Big-City's gezeigt werden, wieso ist da nicht mehr los? Wenig Verkehr, wenig Leute; das hätte man "voller" machen können. Die düstere Stimmung ist jedoch gut umgesetzt. Dennoch zuweilen zu langatmig. Der Cast ist voller bekannter Namen, schauspielerisch jedoch nicht aussergewöhnlich. Ich denke, den Film hätte man auch in 120-130Min. hingekriegt. Der Plot am Ende ist gut und das Ende in sich gut abgehandelt - Mehr aber auch nicht.Mehr anzeigen


Barbarum

vor 6 Jahren

Beeindruckt mit all dem, was es zu sehen gibt. Wenn der Film so dramaturgisch geschlossen und spannend wäre wie der erste Teil, gäbe es nichts daran auszusetzen.


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