Yesterday Grossbritannien, USA 2019 – 136min.
Filmkritik
Plötzlich Weltstar
Was wäre, wenn sich die Menschheit nicht mehr an die Existenz der Beatles und ihre legendären Songs erinnern könnte? Diese Frage dient Filmemacher Danny Boyle (Steve Jobs) als Ausgangspunkt für ein witziges Gedankenspiel, das sich in der zweiten Hälfte leider zu sehr an ausgelutschte Hollywood-Muster klammert.
Jack Malik (Himesh Patel) hat einen grossen Traum, hechelt diesem aber hoffnungslos hinterher. Obwohl der leidenschaftliche Singer-Songwriter unermüdlich durch die Pubs seiner südostenglischen Heimat tingelt und dabei von seiner besten Freundin Ellie (Lily James) moralisch unterstützt wird, scheint eine professionelle Musikkarriere ausser Reichweite. Gerade als er sich dazu durchringt, seine Pläne an den Nagel zu hängen, geschieht allerdings ein Wunder. Während eines mysteriösen, zwölf Sekunden langen weltweiten Stromausfalls wird Jack von einem Bus angefahren und staunt nach dem Verlassen des Krankenhauses nicht schlecht, dass bis auf ihn offenbar niemand mehr die Beatles und ihre Lieder kennt. Da sich auch im Internet keine Hinweise auf die Pilzköpfe aus Liverpool finden lassen, beschliesst der junge Mann, die unsterblichen Songs der Band als seine eigenen Geniestreiche auszugeben, und entfacht mit „seinen“ Kreationen schon bald gewaltige Begeisterungsstürme.
Die Prämisse des von Richard Curtis (Alles eine Frage der Zeit) verfassten Drehbuchs ist griffig, originell und bietet reichlich Gelegenheit für komische Verwicklungen. Haben die Macher die unerklärliche Nichtexistenz der Beatles einmal etabliert, fliegen dem Zuschauer im Minutentakt kleine und grosse Scherze um die Ohren. Amüsant sind schon die panischen Google-Such-Attacken, die Jack mehrfach befallen und ihn erkennen lassen, dass der Stromausfall nicht nur das Wissen um McCartney und Co komplett ausgelöscht hat. Für zahlreiche Lacher dürfte vor allem der Moment sorgen, in dem der Protagonist seinen wenig interessierten Eltern (kleine Szenendiebe: Meera Syal und Sanjeev Bhaskar) zum ersten Mal den Klassiker „Let It Be“ vorspielt und dabei ständig unterbrochen wird. Eine Weltpremiere, die durch Nebensächlichkeiten und spöttische Bemerkungen zusammenschrumpft!
Yesterday präsentiert sich besonders in der ersten Hälfte spritzig und zehrt nicht zuletzt vom bodenständigen Charme, der den von Patel liebenswert verkörperten Musiker umweht. Jacks innere Entwicklung, seine Zweifel und Gewissensbisse ob des unberechtigten Erfolgs und die Frage nach künstlerischer Integrität handeln Boyle und Curtis hingegen allzu fahrig ab und verwandeln ihre mit einigen stereotypen Nebenfiguren gespickte Geschichte mehr und mehr in ein kitschiges Hollywood-Märchen. Echte Gefühle bleiben auf der Strecke, wenn im Finale mit dem Holzhammer alle Puzzleteile an ihren Platz befördert werden und jeder Topf einen Deckel verpasst bekommt. Etwas mehr Esprit und erzählerischer Mut hätten der fantastisch angehauchten Tragikomödie sicher nicht geschadet!
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Kommentare
Musik weckte viele Erinnerungen und die Handlung fand ich richtig gut. Der Film hat meine Erwartung erfüllt.
Ein gut gemachter und sehenswerter Film und für Beatles Fans ein Ohrenschmaus.
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