CH.FILM

Reas Argentinien, Deutschland, Schweiz 2024 – 83min.

Filmkritik

Solidarität und Empowerment im Frauengefängnis

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Eine 26-jährige Argentinierin landet im Gefängnis, wo sie, unterstützt von den anderen Insass:innen, wieder Tritt im Leben zu fassen beginnt. Lola Arias‘ dokumentarisches Musical überzeugt durch das authentische Spiel seiner Laiendarsteller:innen, die sich alle selbst spielen, und verströmt unvermutet quirlige Lebensfreude.

Die 26-Jährige Yoseli will nach Paris. Sie wird kurz vor der Abreise aber von der Polizei aufgegriffen und landet wegen Drogenschmuggels für einige Jahre hinter Gittern. Obwohl Yoseli lieber Telenovelas anschaut und ihren Träumen nachhängt, als dass sie mit ihren Schicksalsgenoss:innen interagiert, freundet sie sich allmählich mit ihnen an. Im trans Mann Nacho findet sie gar eine Liebe, von der sie hofft, dass sie auch in Freiheit hält.

Die Argentinierin Lola Arias dreht nicht nur Filme, sondern arbeitet auch als Theaterregisseurin. Sie vermengt in ihrem Schaffen Fiktion, Realität und ihr soziales Anliegen in faszinierender Weise. In ihrem zweiten Film nach «Teatro de guerra» lässt sie aus der Haft entlassene Frauen und trans Personen aus ihrem Leben erzählen und ihre Erfahrungen nachspielen.

Airas hat «Reas» in einem 2001 stillgelegten Gefängnis von Buenos Aires gedreht. Die Erzählungen der einzelnen Personen sind bruchstückhaft und werden durch Gesangs- und Tanzeinlagen aufgebrochen. Zusammengehalten wird der Film durch die Geschichte der 26-jährigen Yoseli (Yoseli Arias), deren Aufenthalt chronologisch verfolgt wird.

Anders als in den meisten Gefängnisfilmen ist das Gefängnis in «Reas» nicht als Ort der Gewalt mit drakonischen Regeln inszeniert. Vielmehr ist es ein geschützter Raum, der seine Bewohner:innen auch hoffen, träumen und sich entfalten lässt.

24.06.2024

4

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