Es begab sich aber zu der Zeit... USA 2006 – 101min.

Filmkritik

Jesus, Maria und Joseph

Simon Spiegel
Filmkritik: Simon Spiegel

Weltpremiere im Vatikan und die Apostel als Drehbuchautoren - was kann da noch schief gehen?

Der grosse kommerzielle Erfolg von Mel Gibsons bluttriefendem "The Passion of the Christ" hat in Hollywood einiges ausgelöst. Denn wie die Analyse zeigte, waren für den Erfolg des Films vor allem christliche Zuschauer verantwortlich, die sich sonst kaum je ins Kino verirren. Ein völlig neues, bislang weitgehend brachliegendes Kundensegment war entdeckt. Und da die Filmindustrie einzig an Gott Mammon glaubt, zog man die entsprechenden Konsequenzen: Fox rief ein neues Label mit dem vielsagenden Namen FoxFaith ins Leben, und New Line Cinema bringt rechtzeitig zur Adventszeit "The Nativity Story" in die Kinos.

Die Inhaltsangabe kann für einmal kurz ausfallen, denn Catherine Hardwickes Film erzählt eine Geschichte, die nun wirklich jeder kennt: die Weihnachtsgeschichte. Angefangen mit Maria, der ein Engel verkündet, dass sie den Sohn Gottes gebären wird, über die gemeinsame Reise mit Joseph nach Bethlehem bis zur Geburt im Stall, inklusive Herodes, Hirten und den heiligen drei Königen.

Das alles wird mit grossem Aufwand an Requisiten und Kostümen, aber ohne eine einzige inspirierende Idee erzählt. Vielleicht wollte man einen ähnlichen Skandal wie bei Gibsons Film vermeiden, auf jeden Fall wird die Weihnachtsgeschichte in diesem Film gewissermassen auf ihren kleinsten Nenner gebracht. Erzählt wird all das, was ohnehin schon jeder weiss, neue Ansätze oder interessante Interpretationen fehlen völlig.

Über "Passion of the Christ" konnte man sich wenigstens aufregen, "The Nativitiy Story" dagegen ist ein lahmes und handzahmes Geschichtchen, bei dem man jedes halbwegs interessante Element so harmlos wie möglich inszeniert hat. Dabei wär alleine die Beziehung von Maria und Joseph schon Stoff genug für einen Film; schliesslich haben wir es hier mit einem Mann zu tun, dessen Frau - die er nie berührt hat - schwanger wird. Und er muss einfach akzeptieren, dass dieses Kind von Gott stammt. Was für eine Geschichte, und wie wenig macht der Film daraus! Kaum zögert Joseph ein wenig, was er tun soll, da erscheint ihm schon ein Engel im Traum und die Sache ist gegessen. Und Maria (Keisha Castle-Hughes) schaut ohnehin die meiste Zeit nur sauertöpfisch aus der Wäsche und tut sonst nichts.

"The Nativity Story" ist einer jener Filme, bei denen man sich ratlos fragt, für wen sie eigentlich gedacht sind. Wohl am ehesten für Religionslehrer, die zu faul sind, die Weihnachtsgeschichte selber zu erzählen oder ein Krippenspiel zu organisieren.

16.09.2021

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Kommentare

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rolf3

vor 17 Jahren

Ich weiss nicht was sich der Filmkritiker Simon Spiegel gedacht hat. Man merkt nur, dass ihm Jesus Christus im Herzen fehlt. Er hat eigentlich den Film am meisten noetig, da er Jesus noch nicht persoenlich kennt. Es stimmt mich traurig und nachdenklich, eine so unsaugeglichene, verzerrte und realitaetsfremde Filmkritik zu schreiben. Ich werde fuer das Leben von Simon Spiegel beten (Der Autor der Kritik) und auch, dass der Heilige Geist noch viele Menschenherzen beruehrt. Jesus ist der Koenig der Koenige und der Sieger ueber Satan, die Suende und den Tod. Gottes Kraft fuer Euch alle! Ich kann den Film nur empfehlen, an alle, egal ob du Christ bist oder nicht. Der Film ist einfach spannend und informativ.Mehr anzeigen


marie33

vor 17 Jahren

Jeder Mensch ist frei und kann seine Meinung ebenso frei äussern. Wer wirklich frei ist und nach der WAHRHEIT sucht, der respektiert dieselbe Freiheit der Mitmenschen.
Respekt ist eine wundervolle Sache, weil sie - entgegen der Toleranz (die nichts anderes ist als der «Nullpunkt» menschlicher Beziehung, weil alles was davon abweicht zu Agression führt) - das bewusste Zuhören miteinbezieht. Mir scheint, dass Ihr Beitrag diese wundervolle Sache - den Respekt - vollständig weggelassen hat. Schade, weil was wir aussagen nämlich sehr vielmehr über uns selbst sagt, als über jene, von denen wir sprechen... Aber hier ist nicht der Ort, über Angehörigkeit von Religion und Kultur zu sprechen, sondern über ein Filmevent, das bewegen und nicht «powern» will.Mehr anzeigen


marie33

vor 17 Jahren

Meine Filmkritik: AUSGEZEICHNET!

Nativity entspricht in keinster Weise der neuesten Tendenz alles unter einem voyeuristischen Winkel zu betrachten. Er enttäuscht demnach alle, welche hier Ansätze suchen, welche die Bibelaussagen verletzen oder versuchen, die Weihnachtsgeschichte in eine simple «Strassengeschichte» absacken zu lassen. Er enttäuscht auch, wer die Geburt Christi als «Ammenmärchen» taxiert und in der Person Mariens eine «aufgemotzte Heiligenfigur» sehen. Dieser Film ist sehenswert, weil er ganz einfach versucht, die Bibelaussagen so uneinbeflusst wie möglich zu dokumentieren ohne «SchiSchi» und «Firlefanz», ohne «Action» und ohne «Sensationsgelüste».
Wer diesen Film ohne all diese Erwartungen betrachtet findet verschiedene Punkte. Zunächst jene, die von der Bibel abweisen und dann jene, die wirklich eine Frohbotschaft vermitteln:

1. Abweichungen:
- Maria war nicht bei ihren Eltern, sondern - gemäss altem Testament - im Tempel aufgewachsen. Die Geschichte rund um ihr Leben mit den «Freunden» ist daher etwas an den Haaren herbeigezogen.
- Maria hat - gemäss Bibelaussagen - niemals eine Aufgabe zurückgewiesen, weil ihr ganzes Leben eben nur «JA» war
- Maria war NICHT enttäuscht darüber, dass ihr ein Mann gefunden wurde (übrigens nicht vom Vater - wie das zur Zeit üblich war, sondern vom TEMPEL!)
- Die Figur des Engels ist zu «männlich», Engel haben kein Geschlecht und diese «männliche» Erscheinung ist bibelfremd
- Die Geburt Jesu hat Maria KEINE Schmerzen bereitet - dies ist zwar nicht im Evangelium enthalten, ist aber klar in der Genese zu finden: Eva musste «unter Schmerzen gebären» weil sie eben nicht dem Ruf der Liebe sondern dem Ruf der Versuchung gefolgt ist. Maria - und da ist das Evangelium sehr klar - war «ganz ohne Schuld» und deshalb in der vollen «Gnade Gottes» (in der Adam und Eva eben auch waren vor dem «Sündenfall»)... Deshalb sind die (wenngleich auch «sanften») Geburts«schreie» Mariens eher störend.
- die Meinungsverschiedenheiten der Könige ist ebenfalls etwas «an den Haaren herbeigezogen», und lässt die Vermutung zu, dass die Weisen AM SELBEN ORT gelebt hätten... das ist sehr ungewiss.

2. Die guten Seiten:
- der Grundton ist ausgezeichnet und der Wille, eine möglichst Bibelnahe Verfilmung zu bieten, durch den ganzen Film hindurch spürbar
- die Filmsszenen sind wunderschön und die Lichteffekte - sei es am Tag oder in der Nacht - ganz einfach herrlich!
- die Wahl der Schauspieler ist ausgezeichnet und charaktervoll
- die Wahl, auch dramatische Szenen, wie den Einzug der Steuern, einzublenden - welche allerdings nie brutale Effekte aufweisen - zeigen, dass die Zeit um Jesu Geburt alles andere als ruhevoll und harmonisch war
- das Filmen eines wirklich Neugeborenen und nicht einer Puppe oder eines grösseren Säuglings gibt dem Film eine besondere Wärme und zeigt die Zerbrechlichkeit des Christus, der alle Facetten des Menschseins auf sich nahm
- die Szenen der Anbetung durch die Könige ist ausgesprochen dezent und nicht «scheinheilig», weder «tränenrührerisch» noch «holywood-kitsch»
- die Musik ist ausgesprochen gut gewählt und gibt einen harmonischen Untergrund
Meine Filmkritik: AUSGEZEICHNET und SEHR EMPFEHLENSWERT - speziell auch für wirklich «harte» Filmkenner, welche sich an unmenschliche, und menschunwürdige Szenen gewohnt sind.Mehr anzeigen


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