Love Steaks Deutschland 2013 – 89min.

Filmkritik

Sie küssten und sie schlugen sich

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

In der Liebeskomödie von Jakob Lass fliegen die Fetzen. Der schüchterne Masseur Clemens begegnet in einem Luxus-Spa-Hotel an der Ostsee der forschen Küchenazubine Lara und verknallt sich prompt. Ein frecher schräger Beziehungsfilm, der aus der Reihe tanzt – spontan und authentisch.

Der schüchterne unerfahrene Masseur Clemens (Franz Rogowski) absolviert eine Probezeit in einem Spa-Luxushotel (Schauplatz ist das Grand Hotel & Spa Kurhaus Ahrenshoop an der Ostsee, Mecklenburg-Vorpommern). Dort begegnet er der frech-forschen Küchenazubine Lara (Lana Cooper). Sie schäkert mit ihm, verführt ihn zu allerlei Streichen, Spässen und Liebesübungen. Der etwas ungeschickte, aber grundehrliche Clemens bekommt aufs Maul, und die burschikose Lara, die gern dem Alkohol (aus Kummer?) zuspricht, eckt an und bringt ihren Geliebten in arge Nöte. Er hält den Kopf für die leichtlebige Küchengehilfin hin und verliert seinen Job.

Aus dieser nicht besonders aufregenden Konstellation entwickelt der Bayer Jakob Lass, Sohn tschechisch-amerikanischer Eltern, in seinem Debütfilm Love Steaks eine freche unkonventionelle Beziehungskiste. Er lässt zwei Menschen, zwei Lebensentwürfe aufeinanderprallen. "Gutes tun versus wild leben", nennt das der Filmautor Lass. "Für ihre Liebe müssen sie sich frei machen von der Unverbindlichkeit." Man kann es auch anders sagen: Clemens und Lara passen zusammen wie Tag und Nacht, sie setzen sich auseinander – mit sich, ihrer Umgebung, ihrer Liebe jenseits von Tollerei, Schwärmerei und Umwelt. Auch wenn der Titel kulinarische Genüsse annonciert, geht es nicht ums Essen, sondern um das beste Stück auf dem Fleischteller oder eben Zweisamkeit und Liebe.

Lass' Liebesclinch mit tragischen Zwischentönen ist erfrischend anders. Das liegt an der Konstellation der beiden aus dem Rahmen fallenden Hauptfiguren und den Produktionsbedingungen. Es wurde bei natürlichem Licht, quasi live, ohne Schminke und ohne Drehbuch gefilmt (Bildgestaltung: der Schweizer Timon Schäppi). Mitten im Hotelbetrieb. Neben den Hauptdarstellern wirken Hotelpersonal und Gäste mit. Der Film mag manchmal eckig und grob wirken, aber auch authentisch. Und er erweist sich als innovative Mischung aus Dokumentation, Spiel und Spontanität, quasi in Anlehnung an das dänischen Film-Dogma 95. Die Filmemacher nennen ihr Konzept FOGMA und gewannen den Hauptpreis am 35. Max Ophüls Filmfestival 2014. Witzig ist auch, dass dieses kecke Kinodebüt beim Filmfest München mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet wurde, obwohl kein konventionelles Drehbuch vorlag. Also, es geht auch ohne.

16.04.2024

4

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