Guibord s'en va-t-en guerre Kanada 2015 – 100min.
Filmkritik
Jede Stimme zählt
Ein Provinzpolitiker findet sich in der ungemütlichen Situation wieder, über den Kriegseintritt Kanadas bestimmen zu müssen. Bei der Entscheidungsfindung erhält er Unterstützung. Aus Haiti.
Kanada zieht in den Krieg gegen den Terror! Oder doch nicht? Die Entscheidung liebt beim ehemaligen Hockey-Helden und jetzigen Politiker Steve Guibord (Pascal Huard). Als nämlich eine Parlamentsabgeordnete ins Koma fällt, ist der Regent der Region Prescott-Makadewà-Rapides-aux Outardes wegen der Pattsituation das Zünglein an der Waage.
Wie nun entscheiden? Schon in der Familie sind die Meinungen zweigeteilt. Die Frau findet: Es muss sein! Die Tochter jedoch ist ganz klar dagegen. Guibord seinerseits will nicht über die Köpfe der Bewohner der Region entscheiden. Um den Puls zu fühlen, reist er das Territorium im Norden Quebecs ab – dies stets in Gefolgschaft seines haitischen Praktikanten Souvereign Pascal (Irdens Exantus), der zwischendurch via Skype den Leuten in der Heimat rapportiert, was er in Kanada über Politik und Demokratie lernt.
Grün sind sich die Einwohner von Prescott-Makadewà-Rapides-aux Outardes keineswegs. Und dann ist da noch der ganze Rattenschwanz, mit dem man sich als Politiker eben so konfrontiert sieht: Um den Eingeborenen im Gebiet zu helfen, die mit ihren Strassensperren wiederum die Trucker verärgern, die dann ihrerseits Strassensperren errichten, müsste er einen Deal mit dem Premierminister Kanadas eingehen, der dann gültig würde, wenn Guibord Ja zum Krieg sagt.
Genau wegen solch verzwirbelten Zusammenhänge ist Politik kein vielgewähltes Thema im Komödiengenre. Und wenn, dann wird oftmals so grob simplifiziert, das die reizvolle Durchleuchtung des Systems mit seinen Playern ausbleibt. Richtig gute Politsatiren, welche die Balance hinkriegen, gibt es wenige. Wag The Dog von Barry Levinson darf an dieser Stelle als ein positives Beispiel genannt werden.
Philippe Falardeau (Monsieur Lhazar) brachte die eigene Unzufriedenheit gegenüber der kanadischen Politik dazu, den schmalen Grat zu beschreiten. Das tut er mit Gusto und Gespür: Guibord - Mein Praktikum in Kanada weist die richtige Mixtur aus Bekömmlichkeit, Komplexität, bissigen Seitenhieben und skurrilen Einfällen auf. Der Motor von Falardeaus Film ist zweifellos das wunderbar schräge Duo Politiker/Praktikant, wobei Irdens Exantus gegenüber Pascal Huard eine eindeutige Pointen-Schlagseite aufweist. Als Frau von Guibord punktet zudem Suzanne Clemént die hierzulande durch ihre Zusammenarbeit mit Xavier Dolan bekannt geworden ist. Geführt werden sie alle von einem klugen Skript, das subtil das Thema aufs Korn nimmt, gleichzeitig aber auch dessen Mechanismen aufzeigt.
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