Pressetext
Accattone - Wer nie sein Brot mit Tränen ass
Eigentlich heisst er Vittorio, doch seine Freunde nennen ihn nur Accattone (Bettler, Schmarotzer). Er gehört zu einer Clique von Nichtstuern, die durch die Betonwüsten am Rande Roms (Borgate) streunen. Sie klopfen im Café grosse Sprüche, während ihre Mädchen auf dem Strich für sie anschaffen. Als seine Freundin Maddalena wegen einer Falschaussage für ein Jahr ins Gefängnis muss, sucht sich Accattone eine neue Frau, in die er sich jedoch verliebt. Damit diese nicht als Prostituierte arbeiten muss, nimmt Vittorio einen Job als Handlanger an. Doch die schwere körperliche Arbeit ist er sich nichtgewöhnt. Völlig ausgebrannt, beteiligt er sich an einer Diebestour, bei welcher die Bande von der Polizei überrascht wird. Pasolini macht aus Vittorio in Accattone ebenso wenig eine psychologisierte Identifikationsfigur wie aus Riccetto, der Hauptfigur in seinem ersten Borgata-Roman, «Ragazzi di vita». Vielmehr verdichtet er in seinem Erstlingsfilm atmosphärisch die Stationen einer Existenz an den Rändern der Gesellschaft. Das archaische Spiel der Laiendarsteller kontrastiert mit Bachs Matthäuspassion und den sorgfältig inszenierten Schwarz-Weiss-Bildern aus den Römer Vororten, wo die Sozialsiedlungen in sich zusammenfallen, bevor sie aus dem Boden gestampft sind. «Ein Meisterwerk des italienischen Films, das durch die Aufrichtigkeit der gesellschaftlichen Beobachtung überzeugt. Die naturalistischen Bilder aus der Welt des Subproletariats fügen sich jedoch über ihre Wirklichkeitsnähe hinaus zu einer modernen Passionsgeschichte, die in ihrer Verbindung von Detailtreue und utopischer Erlösungssehnsucht beeindruckt. Ein Film voller sinnlicher Kraft und gedanklicher Tiefe.»
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