CH.FILM

Die Vision der Claudia Andujar Schweiz 2023 – 90min.

Filmkritik

Das Sterben eines Volkes

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

In den 70er-Jahren dokumentiert eine Fotografin den indigenen Stamm der Yanomami im brasilianischen Dschungel und positioniert sich damit als lebenslange Advokatin der Rechte dieses Urvolkes. Ein berührender Dokumentarfilm, der auch die Rolle der weissen Retterin hinterfragt.

Als Kind floh Claudia Andujar mit ihrer Mutter vor den Nazis in ihr Heimatland die Schweiz und verlor die gesamte Familie ihres Vaters, der ein rumänischer Jude war, in den Konzentrationslagern. Sie leidet unter dem Überlebenden-Syndrom und will in Brasilien neu anfangen. Dort entdeckt sie die Fotografie und das indigene Volk der Yanomami. Sie beginnt, das Leben des Volkes zu dokumentieren und für ihr eigenes Überleben, das von der Gier der Regierung, dem Goldrausch, der Abholzung und den Krankheiten der Weissen bedroht ist, zu kämpfen.

«Am Anfang hatte ich Angst vor Claudia», gesteht eine ältere Yanomami Frau, deren Foto Claudia aufnahm, als sie noch ein junges Mädchen war. Schliesslich habe sie jedoch Vertrauen zur Frau mit der Kamera gefasst, obwohl sie sich noch heute Sorgen macht, was nach ihrem Tod aus ihrem Bild werde. Jedoch hat dieses Bild des jungen Yanomami Mädchens Claudia Andujar, der Fotografin, den Sinn ihres Lebens zurückgegeben, denn den habe sie in den Blicken dieser Menschen wiedergefunden.

Die Schweizer Drehbuchautorin und Regisseurin Heidi Specogna hat mit diesem Film ein einfühlsames Porträt der inzwischen 92-jährigen Fotografin geschaffen, deren über 60'000 Fotos auf die Bedrohung des Lebens der indigenen Bevölkerung des brasilianischen Regenwalds aufmerksam machen wollen.

Andujars Kamera hat unter den jüngsten Generationen von Indigenen eine Gruppe von engagierten Filmemacher:innen kreiert, die den Kampf ums Überleben ihrer Völker ohne die Hilfe weisser Menschen weiterführen wollen. «Deine Fotos sind wie eine zärtliche Hand, die die Seelen der Menschen berührt», würdigen sie Andujars Arbeit. «Unsere Filme sind wie eine Hand, die sich zur Faust ballt.»

20.06.2024

4.5

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Kommentare

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Filmenthusiast

vor 2 Monaten

Sieben Sterne. Ein Film den alle Menschen sehen sollten, ein Film der sehr berührt.

Vermummter Goldgräber:
"Wenn wir auf Gold stießen, dann hat der Chef Berufskiller gerufen. Die gingen dann zu dritt in das Dorf der Ureinwohner und haben alle Bewohner getötet. Wenn das erledigt war, kamen andere, um die Landepiste für die Flugzeuge zu bauen. Die Berufskiller machen ihre Arbeit gern bei Regen, weil die Dorfbewohner dann nicht verstreut sind, sonder sich alle zusammen in der Gemeinschaftshütte aufhalten".Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 2 Monaten


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